Egal ob Exploitation, Gialli, Horror oder Sci-Fi...
Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Montag, 25. Juni 2012

Fun & More im Styropordekor

Dracula und seine Opfer (Blood of Dracula's Castle)
USA 1969
R.: Al Adamson/Jean Hewitt

Worum geht's?: Graf Dracula (Alexander D'Arcy) unterhält mit seiner Angetrauten (Paula Raymond) seit 60 Jahren ein als Hotel fungierendes Schloss im sonnigen Kalifornien. Sein Diener George (John Carradine) und ein entstellter Hüne namens Mango (Ray Young), dessen Name Rückschlüsse auf seinen IQ zulässt, entführen für die beiden Erzvampire junge Frauen, welche zur ständigen Blutabnahme im rattenverseuchten Keller angekettet herumhängen.
Um die Effizienz dieser Aktionen zukünftig zu steigern, bedarf es jedoch weiteren Fachpersonals und so sorgt der Graf, welcher unter dem wohlklingenden Namen Townsend firmiert, für den Anstaltsausbruch des sadistischen Johnny (Robert Dix), der vielleicht ein Werwolf ist, möglicherweise aber auch nur wie jeder Andere, bei Vollmond gänzlich am Rad dreht.
Nach dem Tod ihres Verpächters kommt jedoch dessen Neffe Glen (Gene Otis Shayne) mitsamt seiner bezaubernde Freundin Liz (Jennifer Bishop) ins Biotop der Blutsauger und Psychopathen, um die Townsends nun wieder auf die Straße zu setzen und fort an selbst im Traumschloss zu wohnen.
Ganz der gewiefte Geschäftsmann bietet Dracula dem Pärchen zunächst ein stattliches Sümmchen für den Wohnsitz an, als die Verhandlungen jedoch nach wenigen Minuten bereits scheitern, greift das Ehepaar Townsend einfach auf die Erfahrung ihrer Angestellten im Umgang mit lästigen Personen zurück - gelernt ist gelernt.
Bei einem Feueropfer zu Ehren des Gottes Luna, läuft dann aber leider fast alles schief und mithilfe eines gut gefüllten Benzinkanisters und einer, ja praktischerweise in Kalifornien überall herumliegender Axt, wird letztendlich sogar der mächtige Mango flambiert.

Wie fand ich's?: Selten habe ich einen so sonnengebräunten Grafen Dracula gesehen, wie den öligen Alex D'Arcy - gut, George Hamilton in Love At First Bite (USA 1979 R.: Stan Dragoti dt.: Liebe auf den ersten Biss) kommt mir doch noch in den Sinn.
Auch Paula Raymond scheint eher einer Folge vom Denver Clan oder Falcon Crest entsprungen zu sein, als bei Tageslicht in einem Erdmöbel zu nächtigen und tatsächlich war für ihre Rolle der Gräfin ursprünglich Jayne Mansfield vorgesehen, welche jedoch vor Drehbeginn bei einem Autounfall ums Leben kam.
Urvieh John Carradine hingegen macht einfach "business as usual" und liefert wie immer eine solide Darbietung.
Wesentlich bemerkenswerter ist da Robert Dix als Johnny, dessen Grinsen jedem Hobbysadisten gut zu Gesicht stehen würde. Überhaupt ist der Trick einen Charakter in einem Horrorfilm nur mehrfach andeuten zu lassen, er könnte ein echter Werwolf sein, dann jedoch letztendlich auf eine teure Transformationsszene zu verzichten und die Kosten für die Special-FX zu sparen, nie so gut vollzogen worden wie hier.
Apropos Sparen: gedreht wurde das Ganze Ding äußerst ökonomisch von US-Trashpapst Al Adamson (und einer Person namens Jean Hewitt, zu der ich jedoch keinerlei Informationen bieten kann), der 1995 das Mordopfer eines Fliesenlegers wurde. Adamson ist der Schöpfer solcher Kultfilme wie z. B. Dracula Vs. Frankenstein (USA 1971 dt.: Draculas Bluthochzeit mit Frankenstein), welche ihr Publikum entweder zu manischen Lachsalven oder schweren Gehirnschäden (manchmal sogar zu beidem) verleiten.
Ich muss hier gestehen, dass ich seit längerer Zeit nicht mehr so viel Spaß an einem Schundfilm der untersten Schublade hatte, wie bei Blood Of Dracula's Castle. Das Drehbuch mixt so viel Irrsinn zu einem unterhaltsamen, bunten Brei zusammen, dass die Laufzeit von 84 Minuten im Flug vergeht. Der ganze Film erinnert mithin eher an eine garstige, aus Gründen des Jugendschutzes unterschlagene Folge der Munsters, die von Anfang an ihrer ganz eigenen Logik folgt.

Fazit: Spaß für die (fast) ganze Familie!

Punktewertung: 6 von 10 Punkten bei voll ausschlagender Schundskala!

Sonntag, 24. Juni 2012

Das Golden Girl vom Zuckerhut

Die sieben Männer der Sumuru (The Girl From Rio)
BRD/E/USA 1969
R.: Jess Franco


Worum geht's?: Jeff Sutton (Richard Wyler) landet in Rio und gibt vor 10 Mio. Dollar aus einem Bankraub mit sich herumzutragen. Dies zieht sowohl die Aufmerksamkeit des lokalen Gangsterbosses Masius (George Sanders), wie auch die Sumitras (Shirley Eaton), der Führerin einer Sekte von militanten Frauen auf ihn.
Als Sutton mithilfe einer Agentin Sumitras (welche, wie der deutsche Titel andeutet in anderen Schnittfassungen Sumuru heißt) namens Leslye (Maria Rohm), nach Femina, dem Reich der Männerhasserinnen entführt wird, kommt jedoch Suttons wahrer Plan ans Licht: das Geld war als Köder gedacht, um in Rio die ebenfalls entführte Ulla (Marta Reves) ausfindig zu machen.
Diese befindet sich mit weiteren Opfern Sumitras in Glaszellen und wird durch Drogendämpfe sowohl gefügig gemacht wie langsam dahingerafft.
Doch Sutton und Ulla gelingt trotz der, bis an die weißen Zähne bewaffneten, Amazonen-Armee Sumitras die Flucht mit einer Passagiermaschine aus dem Betonpalast.
Nun stehen die beiden zwischen den Interessen des mächtigen Masius, der sich schon lange Sumitras legendären Goldschatz unter den Nagel reißen will und Sumitra, die nun Rache für Suttons gelungene Flucht nehmen möchte.
Ein unglaublicher Kampf entbrennt, als alle im Palast zusammentreffen, während dieser von Masius Helikoptern mit Giftgas angegriffen wird.


Wie fand ich's?: Ja, der große Schlusskampf ist wirklich unglaublich, fällt doch die gleiche junge Frau gleich mehrfach tot um, während zwei Helikopter ständig das gleiche Gebäude überfliegen. Gefilmt wird das Ganze aus immer neuen Schusswinkeln, was zumindest dem Kameramann Abwechslung im Job bescherte.
Auch die selbst gemachte, handbestickte SS-Uniform von Francos Ensemble-Darstellerin Elisa Montéz ist sehenswert, ebenso wie ein ständig absolut gelangweilt wirkender Herbert Fleischmann (bekannt aus Folgen der TV-Serien Derrick, Der Alte, Tatort etc., sowie Jürgen Rolands tollem Euro-Crime-Knaller Zinksärge für die Goldjungs [BRD 1973]), der zumindest den Gratisurlaub genossen haben muss.
Produziert wurde Francos Film mal wieder von Harry Alan Towers, dessen Gattin Maria Rohm somit erneut eine größere Nebenrolle sicher hatte und der schon den Vorgängerfilm The Million Eyes Of Sumuru (GB 1967 R.: Lindsay Shonteff dt.: Sumuru - Die Tochter des Satans) mit ebenfalls Shirley Eaton in der Titelrolle realisiert hatte.
Beide Filme basieren auf Sax Rohmers Sumuru-Charakter, welcher das weibliche Äquivalent zu dem von ihm geschaffenen Dr. Fu Manchu ist, der in der Gestalt Christopher Lees wiederum auch in zwei Filmen Jess Francos sein Unwesen treiben durfte, natürlich produziert von Harry Allan Towers und mit dessen Ehefrau in leicht bekleideten Nebenrollen.
Shirley Eaton hatte 1964 durch ihre Rolle als vergoldetes Opfer Jill Masterson im Bond-Klassiker Goldfinger (GB 1964 R.: Guy Hamilton) Berühmtheit erlangt und widmete sich nach dem hier besprochenem The Girl From Rio nur noch ihrer Familie. Ein Entschluss, der nach Sichtung des Werks nur noch um einiges verständlicher wird. Da sie jedoch unter Franco bereits ein Jahr zuvor im oben erwähnten The Blood Of Fu Manchu (BRD/GB/E/USA 1968) mitgewirkt hatte, hätte sie ahnen können, dass dieser Opus nicht unbedingt als krönender Abschluss einer Karriere angesehen werden könnte.
Insgesamt muss man feststellen, dass Fans des Regisseurs bessere bzw. unterhaltsamere Filme sehen könnten (Trashgranaten wie Die Säge des Todes [BRD/E 1981], die beiden besseren Fu Manchu Streifen oder tatsächlich Atmosphärisches wie El Conde Drácula [BRD/GB/I/E 1970 dt.: Nachts, wenn Dracula erwacht] und Faceless [E/F 1982] böten sich u. a. an) und The Girl From Rio leider im Ouevre des Meisters (hüstel...) äußerst vernachlässigbar ist. Weder Gore- noch Sleazegehalt sind bemerkenswert und auch die Besetzung mag höchstens Shirley Eaton Fans locken, welchen ich eher Ten Little Indians (GB 1965 R.: George Pollock dt.: Geheimnis im Schloss) empfehlen würde.
Wie bereits erwähnt, gibt es von diesem Film, wie bei Jess Franco üblich, mehrere Schnittfassungen. Mein Review bezieht sich auf den längeren US-Cut, der von Blue Underground vertrieben wird.


Fazit: Für Masochisten, Komplettisten, verirrte Franquisten, sowie francophilen Fetischisten!

Punktewertung: 3 von 10 Punkten

Samstag, 23. Juni 2012

Segeltörn in den Schlaf

Blood Moon (Moon In Scorpio)
USA 1987
R.: Gary Graver

 
Worum geht's?: Ein Wahnsinniger sticht bei seiner Flucht aus der Anstalt zwei Personen nieder.
Zwei Wochen später: Linda (Britt Eckland) und Allan (John Phillip Law) verbringen ihre Flitterwochen auf einem Segelboot; sehr zu Lindas Unbehagen befinden sich während des geplanten Trips nach Acapulco auch zwei Ex-Vietnamkameraden (William Smith und Lewis Van Bergen) und deren Freundinnen (Jillian Kesner sowie April Wayne) an Bord.
Der unter einem schweren Kriegstrauma leidende Allan dreht schon auf der Hinfahrt ziemlich am Rad, die Freundinnen der Kameraden entpuppen sich als Nervtöter und eine von ihnen plappert ständig vom "Mond im Haus des Skorpions", was wohl keine gute Zeit für eine nette, ruhige Segelpartie bedeutet.
Als plötzlich ein Passagier nach dem anderen das Zeitliche segnet, wird auch dem Dümmsten klar, dass man die Flitterwochen besser in Disneyland hätte verbringen sollen...


Wie fand ich's?: Also die Cover der VHS-Veröffentlichungen sind hübsch - Geisterschiff mit Skorpionschatten, toll gemacht.
Doch kommen wir direkt zum Punkt: dies ist einer der schlechtesten Slasher, die je das Licht der Projektoren erblickt haben.
Regisseur Graver hat mit Orson Welles gedreht. Wer hat das andererseits nicht? Selbst Jess Franco kann das mit Fug und Recht behaupten.
Doch neben Kunst mit Welles holte Graver die Kamera auch mehrfach für Fred Olen Ray (der bei Moon In Scorpio als Co-Producer fungierte) raus und führte, oft unter dem Pseudonym Robert McCallum, bei mehr als hundert Pornofilmen Regie.
Wie man preisgünstig einen No-Budget-Movie stemmt, muss Graver also aus dem Eff-Eff beherrscht haben, doch wenn man sich Moon In Scorpio so anschaut, kann man ihm sämtliche anderen Fähigkeiten direkt absprechen.
Die dämliche 08/15-Story wird durch ständige Vor- und Rückblenden so unnötig kompliziert erzählt, dass man fast Kopfschmerzen bekommt. Eckland und Law spielen ihre Rollen auf Autopilot geschaltet, mehr als gequält gucken müssen beide eh' nicht. Allgemein herrscht hier die Ästhetik von miesen 80er-Jahre US-Hardcore-Videoproduktionen vor, inklusive dem unvermeidbaren Mikrofon im Bild.
Praktisch die gesamte und mit einer lächerlichen, schlecht ausgestatteten Vietnamkrieg-Rückblende unterfütterte Nebenhandlung vom Kriegstrauma der drei Kameraden, stellt sich am Schluss als völlig unnötige Finte heraus; warum man zudem seine Flitterwochen mit Leuten (die man zum Teil auch nicht ausstehen kann und ständig psychisch mit erlebten Kriegsgräueln verbindet) auf einem kleinen Segelschiff verbringen will, hat sich mir nicht erschlossen.
Auch wird schon zu Beginn des Filmes Britt Eckland als Final-Girl präsentiert, so das auch bei der Frage, wer zuletzt das Schiff lebend verlassen konnte, keine Spannung entstehen kann.
Auf der offiziellen Webseite (http://www.garygraver.com/) des 2006 verstorbenen Gary Graver, wird seine Karriere im Porn-Biz komplett verschwiegen, dafür spricht man bei Moon In Scorpio von einem Thriller mit übernatürlichen Motiven (auch ein Vampir wird erwähnt...) und davon, dass der Film vor seiner Direct-to-video-Auswertung mehrfach umgeschnitten wurde.
Inwieweit umschneidefreudige Produzenten am Wrack des Films schuldig sind, kann man heute nur mehr vermuten, ich mutmaße aber, dass dieser Film nie einen beissfreudigen Vampir enthielt und sich das Übernatürliche, auf den auf der Webseite ebenfalls beschriebenen, kommerziellen Erfolg dieser Stümperei bezieht.


Fazit: Es gibt schlechte Filme und es gibt schlechte Filme - dieser ist einfach nur grottenschlecht!

Punktewertung: 1,75 von 10 Punkten

Donnerstag, 21. Juni 2012

Mach schnell, mach schnell!

The Madmen Of Mandoras
USA 1963
R.: David Bradley

Worum geht's?: Hitler lebt! Nun, nicht der ganze Hitler - eigentlich nur des Führers Rübe (Bill Freed) in einem riesigen Einmachglas. 1945 wurde nämlich gar nicht der kleine Wahnsinnige selbst, sondern einer seiner Doppelgänger im Führerbunker verbrannt und nun lebt sein Kopf im südamerikanischen Staat Mandoras weiter.
Derweil hat in den US von A Professor Coleman (John Holland) ein Gegenmittel gegen das tödlich G-Gas entwickelt, eine Waffe, der sich auch die Bekloppten aus Mandoras (so ja der Titel des Films) bemächtigt haben. Weil es dumm für die Übermenschen wäre, wenn es ein simples Gegengift gegen ihre Megawaffe gäbe, entführen sie den Prof. samt seiner unterbelichteten Tochter Suzanne (Dani Lynn) einfach.
Dies ruft seinen Schwiegersohn Phil Day (Walter Stocker), den besten Mann des CID, auf den Plan, welcher bereits von einem besorgten Mitbürger Mandoras (und einem der Söhne des Präsidenten der Bananenrepublik) vom Plan des Führerkopfes erfahren hatte und sich prompt samt Gemahlin Kathy (Audrey Caire) in die Höhle des Löwen begibt, um Schwiegerpapa zu retten und den Rest Welt nebenbei vor der braunen Bedrohung zu bewahren.

Wie fand ich's?: Nazikomödien sind durch Iron Sky (FI/BRD/AU 2012 R.: Timo Vuorensola) nun wieder populär und bei The Madmen Of Mandoras handelt es sich um so sinnfreien Trash, dass man getrost von einer Komödie reden kann.
Allein die Szene in der Hitlerdarsteller Bill Freed (der neben diesem Film nur einen weiteren Eintrag in der IMDb sein Eigen nennen darf) im Führerbunker in feinstem Pseudodeutsch (das Einzige, dass man versteht, ist so was wie: "Was ist los hier?") seine Mannen zusammenfaltet ist pure Comedy und auch sein Augenrollen und debiles Schmunzeln, als eingeweckter Kopf im Glaszylinder (welcher lediglich "Mach schnell, mach schnell!" schnauzen kann) auf dem Rücksitz einer Mercedeslimousine, sollte man gesehen haben. Er ist der Star des Streifens und wahrscheinlich warten 95% aller Zuschauer nur auf sein Auftauchen, denn der Rest des Films ist nicht sonderlich der Erwähnung wert.
Die Darsteller sind durch die Bank hölzern, die Story dämlich, die Musik - gab's Musik? - ähm, die Kulissen schreien ständig: "Hinterhof-Studio" und das Budget - welches Budget?
Warum man dem Gröfaz den Kopf absäbeln musste, um ihn im Flugzeug außer Landes zu fliegen, ist genauso fraglich, wie die Methoden des Helden, der eine Leiche mal kurz in einer öffentlichen Telefonzelle abstellt - "it will be found soon enough" ist sein einziger Kommentar dazu.
Dass besagter Held am finalen Sieg der Good-guys gegen die Nazis wirklich keinerlei Anteil hat und die Bürger Mandoras sich sehr gut alleine schlagen ist ebenso bemerkenswert, wie die Tatsache, dass das Hakenkreuz im Aufbewahrungsraum des Führerkappes schlichtweg falschrum angebracht ist, da seine Enden nach links und nicht nach rechts gewinkelt sind.
Ebenso erstaunlich ist die Tatsache, dass bei diesem Werk Stanley Cortez hinter der Kamera stand, ein Mann, der u. a. bereits Klassiker wie The Magnificent Ambersons (USA 1942 dt.: Der Glanz des Hauses Amberson) für Orson Welles und The Night Of The Hunter (USA 1955 dt.: Die Nacht des Jägers) für Charles Laughton filmte.

Etwa zehn Jahre (manchen Quellen zufolge bereits in den Jahren '68 oder '69 - das Material selbst lässt jedoch eher auf eine Entstehung zu Anfang der 70er Jahre schließen) nach der Fertigstellung dieses Filmes entschieden sich die Produzenten ca. 20 Minuten neu gedrehtes Material in den Film einzufügen, um ihn so für eine Fernsehauswertung interessanter zu machen. Diese Version wurde unter dem legendären Titel They Saved Hitler's Brain berühmt berüchtigt, ist doch das extrem billig produzierte (und vermutlich von einigen wenig talentierten Filmstudenten schnell heruntergekurbelte) Zusatzmaterial von solch schrecklicher Qualität, dass ein schlechter Trash-Streifen hier tatsächlich noch tiefer in den Boden gerammt wurde.
Abschließend möchte ich allerdings anmerken, dass ich mich als Trashfan von diesem Heuler dennoch einigermaßen unterhalten gefühlt habe.
Es ist wie bei einem blutigen Autounfall - man mag nicht hinsehen; Wegschauen kann man aber auch nicht.

Fazit: Trash vom Gemeinsten - für Freund von Ed Wood und Al Adamson aber vermutlich gut goutierbar!


Punktebewertung: 5 von 10 Punkten

Mittwoch, 13. Juni 2012

Peter Cushing und die hüpfenden Toten

Die 7 goldenen Vampire (The Legend Of The 7 Golden Vampires)
GB/HK 1974
R.: Roy Ward Baker/Chang Cheh

Worum geht's?: Das Heimatdorf des jungen Chinesen Hsi Ching (David Chiang) wird seit etlichen Zeiten von den 7 goldenen Vampiren und ihrem Herrn tyrannisiert und wortwörtlich ausgesaugt.
Der junge Mann bittet den berühmten Vampirjäger Van Helsing (Peter Cushing - wer sonst?), der sich zu Forschungszwecken in Asien aufhält, zu Hilfe, um das Dorf von seiner Geißel zu befreien. Hsi Chings Großvater hatte bereits vor Jahren einen der sieben goldenen Vampire getötet, woraufhin dessen Herr (Chan Shen) sich entzürnt direkt nach Transsylvanien (wohin sonst?) begab, um den Grafen Dracula (John Forbes-Robertson - jemanden anderes erwartet?) um Rat und Unterstützung zu bitten.
Doch Dracula sieht in dem Asiaten endlich seine Gelegenheit gekommen seiner Krypta, in die er verbannt wurde, zu entkommen und ergriff so von dessen Körper Besitz, um in China die goldenen Vampire an ihrer Meister statt zu kommandieren.
Unterstützt von Hsi Ching, dessen Brüder und Schwester; außerdem begleitet von seinem Sohn Leyland (Robin Stewart) und der reichen Abenteurerin Vanessa Buren (Juli Ege), dringt Van Helsing unwissend von Draculas Herrschaft immerweiter in Richtung des heimgesuchten Dorfs vor - um endlich den letzten Kampf gegen seine Nemesis zu schlagen.

Wie fand ich's?: In China hüpfen die Untoten, da es sich mit Leichenstarre so schwer laufen lässt. Das hat Tradition und ist in vielen weiteren Filmen zu begutachten (s. h. die 1985 begonnene Mr. Vampire-Reihe u.a.)
Auch in diesem Zusammentreffen der Produktionsfirmen Hammer Film und Shaw Brothers, wird dies angedeutet, jedoch leider nicht stringent durchgezogen. Schnüff.
Was hingegen stringent den Film durchzieht, sind nett choreografierte Martial-Arts-Szenen mit ordentlich Kunstblut (ja auch ein Markenzeichen des im Vorspann tragischer Weise nicht genannten Shaw-Bros.-Urgesteins Chang Cheh), sowie die Verwendung von Pappmascheemasken, welche fast schon an billige, italienische Zobiestreifen der 80er erinnern.
Wie ich bereits in meinem Review zu Vampire Circus (http://dieseltsamefilme.blogspot.de/2012/05/circus-der-vampire-vampire-circus-gb.html) anmerkte, zog in den Hammer Film Produktionen der 70er Jahre der Gore- und Sleazegehalt merklich an und natürlich waren die Filme der Shaw Bros. zu dieser Zeit auch schon lange nicht mehr als blutarm zu bezeichnen. So gibt es auch in The Legend Of The 7 Golden Vampires nackte Tatsachen und abgeschlagene Hände zu sehen, wobei seltsamer Weise (nicht nur dank Cushing) trotzdem das Feeling der klassischen Hammer Filme auch in asiatischen Settings erhalten bleibt.
John Forbes-Robertson ist nicht wirklich ein Ersatz für die (Star-)Präsenz eines Christopher Lees, doch hat er praktisch nur den Anfang und das Ende des Films zu bestreiten und fällt so eigentlich kaum ins Gewicht.
Peter Cushing dagegen, wirkt hier besonders ausgemergelt (ist ihm die allmorgendliche Frühlingsrolle nicht bekommen?), was seiner Rolle als stoischer Vampire-Hunter natürlich keinerlei Abbruch tut.
Was die asiatischen Darsteller angeht, so sollte zumindest David Chiang dem ein oder anderen Leser ein Begriff sein, der heute 64 Jährige war, neben ca. 100 weiteren Hong-Kong-Streifen, immerhin auch in solchen Knallern wie Die unschlagbaren Sieben aka. Seven Man Army (HK 1976 - ebenfalls Regie von Chang Cheh u. a.) und Last Hero - Once Upon A Time In China II (HK 1992 R.: Tsui Hark) dabei.


Fazit: Netter, saftiger Asia-Snack mit altbackenen, britischen Zutaten. Sehenswert!

Punktewertung: 7,25 von 10 Punkten

Dienstag, 12. Juni 2012

Kopfjäger in Boston

Terror Eyes - Der Frauenköpfer (Night School)
USA 1981
R.: Ken Hughes


Worum geht's?: Im Umfeld des an einer Abendschule unterrichtenden Anthropologie-Dozenten Vincent Millett (Drew Snyder) werden mehrere enthauptete Frauen aufgefunden.
Lt. Judd Austin (Leonard Mann) untersucht den Fall und stößt auf des Professors schöne Assistentin Eleanor (Rachel Ward), einen linkischen Spanner und eine lesbische Lehrerin.
Was ist das Motiv des Mörders in der schwarzen Motorradmontur? Warum landen alle Köpfe seiner Opfer Unterwasser? Und wie kann man ihn aufhalten?


Wie fand ich's?: Wenn sich jemand mit den mächtigen Köpfen der EON-Productions, Albert R. Broccoli und Harry Saltzman, anlegte, so konnte er sich danach eine weitere Mitarbeit in der Regel abschminken.
Nicht so Ken Hughes, der als einer von fünf Regisseuren, die extrem unausgegorene James-Bond-Parodie Casino Royale (GB 1967) mitverbrochen hatte. War Broccoli zunächst "not amused", so nahm er doch bereits ein Jahr später den von dem Projekt wenig begeisterten Hughes für die Ian-Fleming-Adaption Chitty Chitty Bang Bang (GB 1968) selbst unter Vertrag. Ob es dabei hauptsächlich an Hughes Talent oder Preis lag, kann heute dabei nur spekuliert werden.
Fakt ist, dass der Film zu einem immensen kommerziellen Erfolg wurde und Hughes sich nun vermutlich nur noch Wunschprojekten widmen musste. Nach einer Verfilmung des Leben Oliver Cromwells unter dem schlichten Titel Cromwell (GB 1970 dt.: Cromwell - Der Unerbittliche) und einigen weiteren Filmen in verschiedenen Genres (daneben unzählige Drehbücher für's britische TV), sollte Hughes letzter Kinofilm jedoch ausgerechnet der Slasher Night School werden.
1981 war die Slasher-Welle praktisch auf ihrem (kommerziellen) Zenit angelangt und Sequels wie Halloween II (USA 1981) und Friday The 13.th II (USA 1981) wurden an den Kinokassen trotz relativ bescheidener Budgets extrem erfolgreich.
Wenn man sich Night School anschaut, kann man ebenfalls kaum von einem erkennbaren Budget sprechen und das in praktisch allen  Bereichen.
Die Darsteller sind, na ja, so eben noch als Darsteller zu bezeichnen, die Locations in Boston nicht der Rede wert und das Drehbuch lässt entweder, den Versuch einer offensichtlichen frühen Parodie des Genres (man vergleiche den ebenfalls 1981 erschienen Klopper Pieces (E/USA 1981 Originaltitel: Mil gritos tiene la noche) von Juan Piquer Simon) oder das Unvermögen bzw. völlige Desinteresse der Beteiligten, erkennen.
Trotzdem (oder gerade deshalb) macht der Film tatsächlich richtig Spaß.
Sieht man von dem für einen Slasher zu dieser Zeit sehr geringen Gore-Gehalt ab, erwartet den Zuschauer ein solider Genrebeitrag, der einige Klischees sicher bedient und den Mörder relativ offensichtlich erscheinen lässt, durch eine amüsante Pointe am Ende (die ich hier freilich nicht verraten möchte) aber doch noch eine interessante Wendung erfährt.


Fazit: Ein unterbewerteter, kleiner Film, der zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist.

Punktewertung: 6,25 von 10 Punkten

Montag, 11. Juni 2012

Leicht perlend, stark im Abgang

Le Scandale (Champagner-Mörder)
F 1967
R.: Claude Chabrol


Worum geht's?: Paul (Maurice Ronet) ist der lebenslustige Besitzer einer Winzerei in der Champagne und Eigentümer des von amerikanischen Investoren begehrten "Wagner-Champagner" Warenzeichens.
Nachdem er Opfer eines Überfalls auf sich und eine Begleiterin geworden ist, beginnt sich sein, durch Alkohol eh ständig benebelter, Verstand scheinbar ganz zu zersetzen. Junge Frauen, mit denen Paul Affären hat, werden stranguliert aufgefunden und ein Erpresserbrief trudelt mit der Post ein.
Umstände, die Pauls Cousine Christine (Yvonne Furneaux) und deren ebenfalls leichtlebigen Gatten Christopher (Anthony Perkins) gerade ganz recht kommen, gelangen sie doch in die Lage den verzweifelten Paul zum Handel mit den Amerikanern zwingen zu können.
Doch wer steckt am Ende wirklich hinter den Frauenmorden?


Wie fand ich's?: Claude Chabrol, Mitbegründer der "Nouvelle Vague", bekennender Kommunist und Gourmet, wollte immer seinem großen Vorbild Alfred Hitchcock nacheifern. Dieser arbeitete in der Mitte der 60er Jahre bereits seit über zwei Dekaden in den USA und so lehnte es auch Chabrol nicht ab, Le Scandale für die französische Zweigstelle der amerikanischen Universal Pictures zu realisieren und ihn auch gleich noch mit dem Star von Sir Alfreds 1960er Meisterwerk Psycho, Mr. Norman Bates himself, Anthony Perkins, zu besetzen.
Doch neben Chabrols Vorliebe für die Thriller des britischen Großmeisters, kam auch bei Le Scandale wieder sein unstillbarer Drang zur Bloßstellung der französischen Bourgeoise zu Vorschein; leider unter starker Beeinträchtigung des gesamten Films.
Dabei schließen sich Kritik an Bürgertum in Verbindung mit einem Krimi-Plot natürlich per se nicht aus, man denke nur an z. B. Hitchcocks Rope (USA 1948 dt.: Cocktail für eine Leiche), aber Chabrol verliert für leider für fast die gesamte erste Hälfte seines Films den angestrebten Thriller, zu Gunsten einer ganzen Reihe von, zwar zum Teil recht gelungenen, doch leider zur weiteren Charakterisierung seiner Protagonisten wenig nötigen Szenen voller galliger Sozialsatire, fast gänzlich aus den Augen.
So wartet der Zuschauer, gelockt von einer Poster-Tagline wie "Psycho Puppet Or Cold-Blooded Killer" oder "Which Was More Insane: The Killer Or The Crime?", nach einer schönen, verstörenden Pre-Credit-Sequence praktisch 45 Minuten lang auf weitere Spannungselemente und hat vielleicht schon das Interesse längst verloren.
Dabei ist die Verschwörung um den Champagner Mörder gar nicht dumm konstruiert und gipfelt in einem finalen Regieeinfall, der dem Zuschauer im Gedächtnis bleibt - doch wird der Gesamteindruck eben durch das schlecht ausbalancierte Skript leider extrem getrübt.
So bleibt ein mit Stil und Geschmack inszenierter, wohl ausgestatteter und gut gespielter Edel-Thriller, der leider zu stark in seine zwei inhaltlichen Hälften zerfällt.


Anmerkung zur deutschen DVD-Fassung: Leider liegt, auf der von Koch-Media veröffentlichten DVD, nur die englische Schnittfassung und nicht der etwa 10 Minuten längere französische Cut vor. Meine Rezension bezieht sich ausdrücklich auf die kürzere Fassung.


Fazit: Für Freunde des französischen Thrillers eher zu vernachlässigen - Chabrol-Kompletisten werden sowieso zugreifen.

Punktewertung: 5,75 von 10 Punkten

Sonntag, 10. Juni 2012

Die Wissenschafft, die Wissen schafft

Das blaue Palais (TV-Miniserie)
BRD 1974/-76
R.: Rainer Erler


Worum geht's?: Im blauen Palais arbeiten Wissenschaftler (u. a. Peter Fricke, Dieter Laser etc.) ungestört von der Außenwelt unter der Leitung des umsichtigen Louis Palm (Silvano Tranquilli) an Projekten, die in ihren Auswirkungen die Zukunft der Menschheit verändern könnten.
Dabei stoßen die Forscher in fünf Folgen der Serie immer wieder an die Grenzen von Moral, Ethik, Sitte und Verantwortung.
  1. Das Genie: Ein Forscher kann anderer Menschen Talente und Erfahrungen nach deren Tod in sich aufnehmen. 
  2. Der Verräter: Ein Laserforscher gerät in den gefährlichen Einflussbereich der Rüstungsmafia, welche sein teures Forschungsprojekt ohne Wissen seiner Kollegen sponsert.
  3. Das Medium: Ein junges Mädchen kann in die Zukunft sehen. Zeit für die Forscher vom blauen Palais, sich mit Themen der Parapsychologie auseinanderzusetzen.
  4. Unsterblichkeit: Einem schottischen Kollegen gelingt es, unsterbliche Taufliegen zu züchten. Doch welche Risiken birgt der Wunsch nach dem Stoppen des Alterungsprozesses (auch für den Menschen)?
  5. Der Gigant: Als ein Mitglied des Palais aus Umweltschutzgründen die Massenherstellung eines von ihm entwickelten Synthetikstoffes aufhalten will, besiegelt er unwissentlich das Ende der Forschungseinrichtung. 

Wie fand ich's?: Rainer Erler ist so was wie eine lebende Legende des deutschen Fernsehfilms, der mit seinem selbst als Science-Thriller betitelten Genre, einen neuen Ansatz für Science-Fiction im deutschen TV schuf.
Fernsehfilme wie Plutonium (BRD 1977), Fleisch (BRD 1978) oder Zucker (BRD 1989) oder der 1977 erschienene, mit Preisen überhäufte, Kinofilm Operation Ganymed gelten heute als Klassiker des Science-Fiction-Genres und betonierten Erlers Ruf als Autor, Regisseur und Produzent.
Dabei verbindet Erler in seinen Filmen stets (zur Zeit ihrer Entstehung) neue Erkenntnisse der Forschung mit profunder Sozial- und Kapitalismuskritik.
Dabei zeigt besonders, die auch nach mehr als dreißig Jahren anhaltende Aktualität von Erlers Themen, dessen Talent, wichtige Probleme und Fragen bereits frühzeitig erkannt und aufgezeigt zu haben.
In der fünfteiligen, vom ZDF ausgestrahlten, TV-Serie Das blaue Palais führte Erler seine internationale Besetzung (darunter u. a. der Italiener Silvano Tranquilli, die Rumänin Loumi Iacobesco und der Ungar András Fricsay) auch nach Asien, Schottland, Mexiko und der USA um die Folgen zusätzlich aufzuwerten und neben den grandiosen Geschichten, dem Publikum auch zusätzliche Schauwerte zu bieten.
Die Spannung bezieht die Serie aus, den in allen Folgen mehr (Folge 2 - Der Verräter) oder weniger (Folge 4 - Unsterblichkeit) stark existenten, Thrillerelementen, was die Drehbücher davon abhält, einen dozierenden Ton zu entwickeln und die Geschichten dadurch wesentlich aufgelockert und so auch für ein breites Mainstreampublikum konsumierbar werden.
Stars gibt's ebenfalls zu Genüge zu betrachten - Dieter Laser ist seit Human Centipede in aller Munde, Eva Renzi in jungen Jahren zu sehen ist ein Traum und der vor Kurzem leider verstorbene Günter Kaufmann durfte 1974 die dritte Folge durch sein Spiel ungemein aufwerten.
Es verwundert mich auch hier mal wieder, dass es nach einer VHS-Auswertung bisher keinen erneuten Versuch gab, die Serie wiederzuveröffentlichen.
Nachtrag: Im Oktober 2012 wurde endlich eine DVD-Box mit allen fünf Teilen von EuroVideo veröffentlicht! Mein Dank dafür!


Fazit: Wegweisende TV-Serie - in dieser Weise leider bis heute praktisch einzigartig!

Punktewertung: 9 von 10 Punkten

Donnerstag, 7. Juni 2012

Kein Schwein ruft mich an...

Ein Mann geht aufs Ganze (L' Assassino... è al telefono)
I/B 1972
R.: Alberto De Martino 


  Worum geht's?: Ostende in den frühen 70ern. Die Schauspielerin Eleanor Loraine (Anne Heywood) begegnet beim Verlassen eines Schiffes im Hafen zufällig einem stämmigen Glatzkopf mit Sonnenbrille (Telly Savalas - wer sonst?) und erleidet daraufhin einen schweren Nervenzusammenbruch. 
Als sie wiedererwacht, hat sie alle Erinnerungen an die letzten Jahre verloren, ebenso wie die Kenntnis um den Mord an ihrem Liebhaber Peter. 
Doch das interessiert den Killer mit der Glatze recht wenig; er sieht in Eleanor nur einen unerledigten Job. So beginnt er die verunsicherte Frau langsam zu umkreisen, wie ein Raubtier seine Beute. Und dann schlägt er zu. 
Doch es stellt sich nebenher auch immer die Frage: wer ist der Auftraggeber der Morde?


Wie fand ich's?: Alberto De Martino kann man nicht zu den großen Maestros des Italokinos zählen. Vielmehr handelt es sich bei ihm um einen fähigen Handwerker, der seiner Profession ohne wirkliche Höhepunkte verfolgte.
So kann man auch diesem Film eine solide Machart zubilligen und mit Savalas und Heywood wurden zudem zwei internationale Namen für den Cast verpflichtet. 
Nicht, dass Savalas mehr als gefühlte zwei Zeilen Text zu sprechen und lediglich etwas bedrohlich aus der Wäsche zu schauen hätte; aber man gönnt dem Sympath eigentlich auch heute noch den bezahlten Belgienurlaub und sieht ihn im Geiste seine Gage an den Spieltischen Brügges und Ostendes durchbringen. 
Die Heywood war mal mit 17 "Miss Great Britain", trägt dazu passend den wunderbaren bürgerlichen Namen Violet Pretty und kam über das Theater zum Film, wo sie zumeist in dramatischen Rollen besetzt wurde. In L' Assasino... è al telefono wirkt sie mit ihrer unterkühlten Erotik als fremdgehende Ehefrau mit Amnesie vielleicht etwas deplatziert, der Rest der Besetzung schlägt sich jedoch recht wacker, wie nicht zuletzt die gialli-erfahrene Rossella Falk in der Rolle der arroganten Theaterbesitzerin.
Die Story besitzt, die für's Genre nicht unüblichen Logiklöcher (warum z. B. hat Eleanor sich nicht bereits vor Jahren um die Umstände von Peters Tod gekümmert?), die finale Auflösung mag etwas vorhersehbar sein, dennoch wird man (zumindest als Freund dieser Filmgattung) recht gut unterhalten.
Der italienische Titel (wörtlich: Der Mörder... ist am Telefon) will den Film zu Recht klar im Genre des Thrillers bzw. Giallos verorten - doch wird im ganzen Film nicht einmal von Seiten Savalas telefoniert (oder sollte man sagen telly-foniert?). Der deutsche Titel erinnert seinerseits eher an einen Charles Bronson-Streifen und sollte seinerzeit vermutlich ein eher actionorientiertes Publikum in die Lichtspielhäuser locken.


Fazit: Netter Italo-Thriller - jedoch eigentlich nur eine Marginalie

Punktewertung: 6 von 10 Punkten

Samstag, 2. Juni 2012

Alains Dellen

Tödlicher Hass (Tony Arzenta)
I/F 1973
R.: Duccio Tessari



Worum geht's?: Tony Arzenta (Alain Delon) ist der Mann für's Grobe innerhalb einer international agierenden Verbrecherorganisation. Nachdem er am Geburtstag seines Sohnes einen weiteren Mordauftrag für seine Vorgesetzten (darunter u.a. Richard Conte) erfolgreich erledigt hat, beschließt der Gute jedoch die Flinte endgültig ins Korn zu werfen und den Dienst zu quittieren.
Doch für seine Arbeitgeber weiß Tony einfach zuviel und so legt man ihm kurzerhand eine Bombe in den Familienwagen. Als jedoch statt seiner Person Frau und Kind in der Karosse ein vorzeitiges Ende finden, hat sich das Kartell ausgerechnet ihren besten Killer zum Gegner gemacht.
Tony bekommt Hilfe von einigen wenigen, loyalen Freunden, die ihm noch Gefallen schulden und setzt sich auf die Spur der Gangsterbosse, die den Tod seiner Familie verschuldet haben.


Wie fand ich's?: Alain Delons vielleicht beste Rolle, war die des eiskalten Engels in Jean-Pierre Melvilles Meisterwerk Le Samourai (F 1967 dt.: Der Eiskalte Engel), eine Rolle, die ihn für die nächsten Jahre auf die Figur des schweigsamen Killers festlegen sollte und die Delon einige Male in seiner Karriere wiederholen mußte.
Auch Duccio Tessari, der eher für seine Gialli wie La Morte risali a ieri sera (I 1970 dt.: Das Grauen kam aus dem Nebel) und Una Farfalle con le ali insanguinate (I 1971 dt.: Das Messer/Blutspur im Park) bei Liebhabern des europäischen Genrefilms Ansehen genießt, kam für seinen Abstecher ins Eurocrime-/Actiongenre auf Delon zurück. Sicher alles andere als eine unglückliche Wahl, schwingt doch bei Delons Schauspiel auch immer ein gerüttelt Maß an Schwermut und Weltschmerz mit - mit dem Begriff der "Dackelaugen" hätte meine Oma das Verkaufsargument wohl recht treffend auf den Punkt gebracht.
Doch nicht nur Delon liefert hier gute Arbeit ab, auch der für's Genre zu dieser Zeit fast unvermeidbare Richard Conte in der Rolle des distinguierten Paten (dem Interessierten sei an dieser Stelle auch Sergio Martinos wunderbarer Milano Trema: la polizia vuole giustizia aka. The Violent Professionals [I 1973] ans Herz gelegt) sticht hervor und bei den Damen sei Carla Gravina als Sandra hier, noch vor zwei Genreikonen wie Rosalba Neri oder Erika Blanc in Nebenrollen, bevorzugt genannt.
Bei der Action gibt es ebenso wenig zu meckern; die Autostunts sind sehenswert und mit Elan inszeniert, die Drehorte gut gewählt und mit viel Gefühl für Ton und Atmosphäre photographiert worden.
Die Story mag bis auf wenige Punkte klischeehaft und vorhersehbar sein, doch machen obengenannte Pluspunkte die Mängel schnell wieder wett.


Fazit: Vergessenes Action-Highlight aus bella Italia mit Top-Besetzung und krassem Ende - aber echt, ey!

Punktewertung: 8,25 von 10 Punkten