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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Sonntag, 24. Juni 2012

Das Golden Girl vom Zuckerhut

Die sieben Männer der Sumuru (The Girl From Rio)
BRD/E/USA 1969
R.: Jess Franco


Worum geht's?: Jeff Sutton (Richard Wyler) landet in Rio und gibt vor 10 Mio. Dollar aus einem Bankraub mit sich herumzutragen. Dies zieht sowohl die Aufmerksamkeit des lokalen Gangsterbosses Masius (George Sanders), wie auch die Sumitras (Shirley Eaton), der Führerin einer Sekte von militanten Frauen auf ihn.
Als Sutton mithilfe einer Agentin Sumitras (welche, wie der deutsche Titel andeutet in anderen Schnittfassungen Sumuru heißt) namens Leslye (Maria Rohm), nach Femina, dem Reich der Männerhasserinnen entführt wird, kommt jedoch Suttons wahrer Plan ans Licht: das Geld war als Köder gedacht, um in Rio die ebenfalls entführte Ulla (Marta Reves) ausfindig zu machen.
Diese befindet sich mit weiteren Opfern Sumitras in Glaszellen und wird durch Drogendämpfe sowohl gefügig gemacht wie langsam dahingerafft.
Doch Sutton und Ulla gelingt trotz der, bis an die weißen Zähne bewaffneten, Amazonen-Armee Sumitras die Flucht mit einer Passagiermaschine aus dem Betonpalast.
Nun stehen die beiden zwischen den Interessen des mächtigen Masius, der sich schon lange Sumitras legendären Goldschatz unter den Nagel reißen will und Sumitra, die nun Rache für Suttons gelungene Flucht nehmen möchte.
Ein unglaublicher Kampf entbrennt, als alle im Palast zusammentreffen, während dieser von Masius Helikoptern mit Giftgas angegriffen wird.


Wie fand ich's?: Ja, der große Schlusskampf ist wirklich unglaublich, fällt doch die gleiche junge Frau gleich mehrfach tot um, während zwei Helikopter ständig das gleiche Gebäude überfliegen. Gefilmt wird das Ganze aus immer neuen Schusswinkeln, was zumindest dem Kameramann Abwechslung im Job bescherte.
Auch die selbst gemachte, handbestickte SS-Uniform von Francos Ensemble-Darstellerin Elisa Montéz ist sehenswert, ebenso wie ein ständig absolut gelangweilt wirkender Herbert Fleischmann (bekannt aus Folgen der TV-Serien Derrick, Der Alte, Tatort etc., sowie Jürgen Rolands tollem Euro-Crime-Knaller Zinksärge für die Goldjungs [BRD 1973]), der zumindest den Gratisurlaub genossen haben muss.
Produziert wurde Francos Film mal wieder von Harry Alan Towers, dessen Gattin Maria Rohm somit erneut eine größere Nebenrolle sicher hatte und der schon den Vorgängerfilm The Million Eyes Of Sumuru (GB 1967 R.: Lindsay Shonteff dt.: Sumuru - Die Tochter des Satans) mit ebenfalls Shirley Eaton in der Titelrolle realisiert hatte.
Beide Filme basieren auf Sax Rohmers Sumuru-Charakter, welcher das weibliche Äquivalent zu dem von ihm geschaffenen Dr. Fu Manchu ist, der in der Gestalt Christopher Lees wiederum auch in zwei Filmen Jess Francos sein Unwesen treiben durfte, natürlich produziert von Harry Allan Towers und mit dessen Ehefrau in leicht bekleideten Nebenrollen.
Shirley Eaton hatte 1964 durch ihre Rolle als vergoldetes Opfer Jill Masterson im Bond-Klassiker Goldfinger (GB 1964 R.: Guy Hamilton) Berühmtheit erlangt und widmete sich nach dem hier besprochenem The Girl From Rio nur noch ihrer Familie. Ein Entschluss, der nach Sichtung des Werks nur noch um einiges verständlicher wird. Da sie jedoch unter Franco bereits ein Jahr zuvor im oben erwähnten The Blood Of Fu Manchu (BRD/GB/E/USA 1968) mitgewirkt hatte, hätte sie ahnen können, dass dieser Opus nicht unbedingt als krönender Abschluss einer Karriere angesehen werden könnte.
Insgesamt muss man feststellen, dass Fans des Regisseurs bessere bzw. unterhaltsamere Filme sehen könnten (Trashgranaten wie Die Säge des Todes [BRD/E 1981], die beiden besseren Fu Manchu Streifen oder tatsächlich Atmosphärisches wie El Conde Drácula [BRD/GB/I/E 1970 dt.: Nachts, wenn Dracula erwacht] und Faceless [E/F 1982] böten sich u. a. an) und The Girl From Rio leider im Ouevre des Meisters (hüstel...) äußerst vernachlässigbar ist. Weder Gore- noch Sleazegehalt sind bemerkenswert und auch die Besetzung mag höchstens Shirley Eaton Fans locken, welchen ich eher Ten Little Indians (GB 1965 R.: George Pollock dt.: Geheimnis im Schloss) empfehlen würde.
Wie bereits erwähnt, gibt es von diesem Film, wie bei Jess Franco üblich, mehrere Schnittfassungen. Mein Review bezieht sich auf den längeren US-Cut, der von Blue Underground vertrieben wird.


Fazit: Für Masochisten, Komplettisten, verirrte Franquisten, sowie francophilen Fetischisten!

Punktewertung: 3 von 10 Punkten