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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Mittwoch, 18. Juli 2012

Der wilde, wilde Westen fängt gleich hinter Manila an...

D'Wild Wild Weng
PH 1982
R.: Eddie Nicard


Worum geht's?: Mr. Weng (Weng Weng) und sein getreuer Gefolgsmann Gordon (Max Laurel) reisen im Auftrag der Regierung incognito nach Santa Monica, welches verblüffend an die mexikanische Provinz erinnert, wo die Leute Sombreros zum Poncho tragen und die Ninjas im Unterholz lauern.
Moment mal... Ninjas? Ja, neben einem gediegenen, lateinamerikanischen Ambiente findet man in Santa Monica nämlich auch das Hauptquartier des unmenschlichen Tyrannen Senor Sebastian (Romy Diaz), dessen General auf den ebenso schönen, wie aussagekräftigen Namen Ku Manchu (Ernie Ortega) hört und eine ganze Armee der vermummten Bösewichter befehligt, die mithilft, die Bevölkerung zu knechten.
Nun, genau hier liegt der Grund für die Anwesenheit des 84 cm großen Geheimagenten, der seine Gegner mit einem gezielten Karatekick gegen das Schienbein oder, noch effektvoller, mit einem Tritt direkt in die Weichteile auf die Matte, bzw. den harten Wüstenboden schickt.
Unterstützt von der Dorfbevölkerung, einem ebenfalls kleinwüchsigen Indianer und einem geistig behinderten Hausmeister, dem man zu seinem Unglück auch noch die Zunge herausgeschnitten hat, stellen sich unsere Helden den Bösewichtern mit wahrer Tapferkeit und unglaublichem Erfindungsgeist.


Wie fand ich's?: Ein Actionheld, der kaum mehr als achtzig Zentimeter misst. Ein Spaghettiwesternszenario, gemixt mit Ninjaaction. Zwergenweitwurf. Ein nur aus kleinwüchsigen Personen bestehender Indianerstamm. Gut choreografierte Schießereien. Schöne Frauen und Rüschenhemd zur Schlaghose. Ein Showdown mit Maschinengewehrmassaker à la The Wild Bunch (USA 1969 R.: Sam Peckinpah). Unzählige Tritte ins männliche Zentralmassiv. Ein Ständchen zur Gitarre.
All das und tatsächlich noch mehr findet sich in: D'Wild Wild Weng!
Um den Hauptdarsteller des Films ranken sich zahlreiche Legenden. Fakt ist, dass Weng Weng als Ernesto de la Cruz am 7. September 1957 in Baclaran auf den Philipinen geboren wurde. Mit seinen etwa 83 - 84 cm Körpergröße hält er den Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde als kleinster, erwachsener Hauptdarsteller in einem Kinofilm. Der Darsteller des Mini-Me aus den Austin Powers Filmen, Verne Troyer, ist zwar tatsächlich kleiner, hat aber nie eine Hauptrolle besetzt.
Bereits in seiner Kindheit soll er mehrere Kampfkünste gemeistert haben und so muß wohl auch das Interesse von Filmproduzenten in seine Person geweckt worden sein.
Nach einigen kleineren Rollen wurde er der Sidekick des extrem erfolgreichen Filmkomikers Dolphy (bürgerlich: Rodolfo Vera Quizon, Sr.), mit dem er den Film The Quick Brown Fox (PH 1980 R.: Jett C. Espiritu) drehte, welcher so erfolgreich war, dass man dem kleinen Star nun die Bondparodie For Y'ur Height Only (PH 1981 dt.: Agent 003 1/2 in geheimer Mission) auf den zierlichen Leib schrieb. Regie führte hier bereits der eigentlich als Stuntman bzw. Stunt Director tätige Eddie Nicart, der auch bei D'Wild Wild Weng das Ruder in der Hand hielt und dessen Erfahrung in den für eine Low-Budget-Produktion mehr als soliden Actionszenen resultierte.
For Y'ur Height Only machte Weng endgültig zum Star und zog eine ganze Reihe von weiteren Filmen nach sich, wobei sich selbst ernannte Experten uneinig sind, wie viele vergessene Werke mit Mr. Weng noch in den Archiven der philippinischen Fernsehgesellschaft vor sich hin faulen.
Aufgrund seiner massiven Popularität war Weng Weng selbstverständlicherweise ein Liebling von Diktatorin Imelda Marcos und wurde auf dem Höhepunkt seiner Karriere zum Geheimagenten ehrenhalber ernannt, samt eines für ihn speziell angefertigten Püsters des Kalibers .25.
Wer heutzutage einen von Weng Wengs Filmen sieht, wendet sich entweder kopfschüttelnd aufgrund des totalen Trashoverkills ab oder zeigt sich begeistert über die unglaublich unterhaltsame Anhäufung von kuriosen Szenen und wahnwitzigen Einfällen.
Dabei findet der Zuschauer neben durchaus blutiger Action auch eindeutige sexuelle Anspielungen, sowie die andauernde Einstellung sich über alle Arten von körperlichen Behinderungen lustig machen zu dürfen.
Manche mögen dies geschmacklos finden, ich persönlich mochte gerade diesen in der heutigen Zeit so vermissten Gegenentwurf zur Political Correctness im Actionkino.


Fazit: Alles andere, als ein kleiner Spaß! Hier kommt kein Trashfan zu kurz und es bleibt kein Auge trocken!

Punktewertung: 8,25 von 10 Punkten (nennt mich verrückt...)