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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Mittwoch, 8. August 2012

Ich glaub', ich Spinne...

Spider Labyrinth - In den Fängen der Todestarantel (Il Nido del ragno)
I 1988
R.: Gianfranco Giagni


Worum geht's?: Der Altertumsforscher Alan Whitmore (Roland Wybenga) wird auf Veranlassung seiner Uni nach Budapest gesandt.
Dort in Ungarn soll er sich mit einem Kollegen namens Roth treffen, der, wie einige andere Forscher in aller Welt, einer uralten Religion auf der Spur ist und deren Texttafeln entziffert.
Nun ist allerdings seit Wochen kein Report mehr in den USA angekommen und Whitmore soll nach dem Rechten sehen.
Tatsächlich findet er besagten Professor in einem Zustand stiller Panik vor, als ein schwarzer Ball durch ein Fenster geworfen wird, verschwindet der alte Mann gar gänzlich von der Bildfläche und Whitmore steht lediglich mit zwei Polaroids in den Händen da, die eine kleine mit Keilschrift beschriebene Tontafel zeigen und auf die außerdem der Name einer unbekannten Person geschrieben wurde.
Unterstützt durch Genevive (Paola Rinaldi), die attraktive Assistentin des Professors, und einquartiert in einem düsteren Hotel, welches von der seltsamen Frau Kuhn (Stéphane Audran) geleitet wird, macht sich Whitmore auf die Suche nach dem Mann, dessen Namen auf dem Rand der Fotos geschrieben steht.
Doch alles, was er findet, sind weitere Leichen und einen komischen, abgerissenen Kauz (William Berger), der ihn vor einem gefährlichen Spinnennetz warnt, welches die ganze Welt umspannt und in die Dunkelheit reißen will.
Als Whitmore erkennt, wie wahr diese Warnungen vor uralten Götzen sind, ist er bereits zu tief in besagtes Netz geraten - und die Spinne nähert sich bedrohlich...


Wie fand ich's?: Wer auf der Suche nach einer gelungenen Mischung aus Dario Argentos Okkulthorrorstreifen á la Suspiria (I/BRD 1977), bedrohlichen, alten Götzen à la H. P. Lovecraft und einer Atmosphäre, welche fast genau so auch in Polanskis The Ninth Gate (F/E/USA 1999 dt.: Die Neun Pforten) vorzufinden ist...
Bingo!
Willkommen zur Rezension des sträflicherweise relativ unbemerkten Filmdebüts Gianfranco Giagnis, welches eigentlich in einem Atemzug mit Werken Fulcis, Soavis und Argentos genannt werden sollte, aber eben nicht wird.
Dabei stammen die Special-fx von keinem Geringeren als Sergio Stivaletti, der ja bereits auch für zwei von den drei oben genannten Italogrößen gearbeitet hat und mit M.D.C. - Maschera di cera (I 1997 dt.: Wax Mask) 1997 selbst einen sehr netten Beitrag zum Horrorgenre ablieferte.
Vermutlich liegt aber die geringe Popularität des Films schlicht an der Tatsache, dass Giagni bis auf diesen Film keinen weiteren Beitrag zum Horrorgenre geleistet hat.
Tatsächlich hat er außer einem Drama namens Nella terra di nessuno mit Ben Gazzara in der Hauptrolle im Jahre 2001, einigen Dokus und ein Paar Folgen zweier TV-Serien nichts weiter abgeliefert, sodass sein Name wohl nur wenigen Eingeweihten bekannt sein wird.
Das möchte ich nun ändern und sage hier an dieser Stelle: jeder, der glaubt er habe jeden guten, italienischen Horrorstreifen der 80er gesehen, nur diesen noch nicht, hat nun eine neue Lebensaufgabe!
Was beginnt wie ein solider, düsterer, kafkaesker Okkultschocker, wandelt sich ab der Mitte in einen Monsterstreifen mit einigen recht blutigen Einfällen und gipfelt schließlich in ein albtraumhaftes Finale, dass nachwirkt.
Natürlich wird hier das Rad nicht neu erfunden, doch kann ich mir in der Tat sehr gut vorstellen, dass sich ein Roman Polanski hier einige Inspirationen zu seiner Reise durch die Neun Pforten geholt hat.
Nicht, dass er das je zugeben würde, wohlgemerkt...


Fazit: Geheimtipp für Freunde des okkulten Monsterfilms!

Punktewertung: 8,25 von 10 Punkten