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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Montag, 3. September 2012

Der Sinn hinterm Wahn

Curtains - Wahn ohne Ende (Curtains)
CND 1983
R.: Richard Ciupka/Peter Simpson

 
Worum geht's?: Um sich für ihre nächste Rolle vorzubereiten, begibt sich die gestandene Diva Samantha Sherwood (Samantha Eggar) freiwillig in eine geschlossene Anstalt.
Eingeliefert wird sie dort vom Regisseur des Projekts, Jonathan Stryker (John Vernon), dessen Plan allerdings von Anfang an vorsieht, die gute Sam endgültig loszuwerden und die Titelrolle in "Audra" mit einer jüngeren, unbekannteren Schauspielerin zu besetzen.
Doch dem alten Bühnenhasen gelingt die Flucht aus der Klapsmühle, und als Stryker tatsächlich in einer abgelegenen Villa ein großes Vorsprechen abhält taucht auch seine alte Muse mit unverhohlener Wut auf.
Unter den vorsprechenden Aktricen befinden sich auch die erfahrene, ältere Brooke (Linda Thorson), sowie die nervöse Stand-up-Comedian Patti O'Connor (Lynne Griffin).
Unwissend, dass bereits zwei Kolleginnen bereits zuvor einem Killer mit Hexenmaske zum Opfer gefallen sind, beginnen die Frauen sich dem Auswahlverwahren und Strykers entnervende Psychospielchen zu stellen.
Nachdem die Jüngste der Schar (Lesleh Donaldson) beim Eislaufen vom Hexen-Killer mit einer Sense enthauptet wurde und auch der sexy Hausboy Matthew (Michael Wincott) nirgendswo mehr zu finden ist, leert sich langsam das Herrenhaus und der Vorhang hebt sich für einen blutigen letzten Akt.
Es werden auftreten: zwei Damen mit definitiven Tötungsabsichten, ein klassisches Final-Girl auf der Flucht durch den Requisitenfundus und ein Kopf in Linda Thorsons Toilettenschüssel!
Was will man mehr?


Wie fand ich's?: Wenn eine Filmproduktion so viele Probleme wie in diesem Fall in sich vereint, kann das Ergebnis in der Regel meist wenig begeistern.
Nachdem Regisseur Richard Ciupka 1980 seine Version des Films fertiggestellt hatte, und dies obwohl er bereits die ursprünglich für die Rolle der Brooke vorgesehene Céline Lomez durch Linda Thorson ersetzen musste, welche man heute vielleicht noch als Emma Peels wenig glückliche Nachfolgerin Tara King im Hinterkopf hat. Lomez erzählte mehrfach, dass sie das Handtuch wegen einer geforderten Nacktszene geworfen hätte - eine Aussage, die der Produzent des Films Peter Simpson vehement verneint und Lomez' Ausscheiden ihrem mangelnden Talent zuschreibt.
Doch dann schmiss der Belgier Ciupka selbst hin, da er mit der geforderten Ausrichtung des Films nicht zufrieden war.
Ciupka schwebte ein künstlerisch wertvoller Psychothriller für ein erwachsenes Publikum vor; sein Produzent Simpson bestand jedoch auf einen weit kommerzielleren Ansatz und wünschte sich einen eher klassische Slasher, welcher auch eine junge Zuschauerklientel in die Lichtspielhäuser locken sollte.
Nach Ciupkas vorzeitigem Abgang stand Simpson als Produzent nun mit einem etwa zu 50 Prozent fertiggestellten Film da, und es blieb ihm nichts weiter übrig, als selbst Szenen nachzudrehen, um das Produkt einerseits endlich fertigzustellen, andererseits dem Streifen das von ihm favorisierte Slasherfeeling doch noch aufzudrücken.
Nachträglich muss man den Erfolg und kleinen Kultstatus des Films, den er bei Fans des Genres durchaus besitzt, der erstklassigen Arbeit des im Schneideraum tätig gewesenen Michael MacLaverty zurechnen, der aus einem regelrechten Chaos ein unterhaltsames Ganzes zusammenschnitt und dem Film nach fast drei Jahren  doch noch ein Release im Jahre 1983 bescherte.
So kann man den Film trotz seiner Mängel, insbesondere was die zum Teil etwas wirsch erzählte Story und deren konfuse Logik betrifft, doch noch sehr gut ansehen; ja, der Film gewinnt gerade durch seinen sehr erwachsenen Ton besonders im Reich des Slashers ein Alleinstellungsmerkmal, das nicht von der Hand zuweisen ist.
Wer also die ständig kichernden Teenies in den sonstigen Produktionen der 80er satthat und nicht rein auf Blood 'n Gore aus ist, sollte hier durchaus einen Blick riskieren!


Fazit: Ein übersehenes Slasherhighlight, das endlich eine vernünftige DVD-Veröffentlichung (auch im Ausland) verdient!

Punktewertung: 7,75 von 10 Punkten