Egal ob Exploitation, Gialli, Horror oder Sci-Fi...
Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Dienstag, 25. September 2012

Mann im Mond

Spuren auf dem Mond (Le Orme)
I 1975
R.: Luigi Bazzoni/Mario Fanelli

Worum geht's?: Die sensible Alice (Florinda Bolkan) arbeitet als Dolmetscherin bei einer Raumfahrttagung und leidet zudem an seltsamen Albträumen, in denen auf die Veranlassung des sinisteren Professors Blackmann (Klaus Kinski) ein Astronaut auf dem Mond zurückgelassen wird.
Sie verliert jedoch ihren Job, als ihre Chefin ihr anscheinend zu Recht vorhält, in den letzten Tagen nicht zum Dienst erschienen zu sein.
Tatsächlich hat die Gute keine Erinnerungen mehr an die letzten drei Tage und in ihrem Schrank hängt ein ihr unbekanntes gelbes Sommerkleid, auf dem sich ein Blutfleck befindet.
Als sie eine zerrissene Postkarte, welche ein Hotel mit prächtiger Fassade zeigt, findet, beschließt sie kurzerhand dorthin zu fliegen, zumal sich der Name der Ortschaft, Garma, auf der Rückseite der Karte befindet.
In Garma, einer (türkischen) Touristenstadt außerhalb der Saison, findet sie ein kleines Mädchen (Nicoletta Elmi), dass sie unter dem Namen Nicole zu kennen scheint, und den sympathischen Harry (Peter McEnery) vor, der ebenfalls ihre Nähe zu suchen scheint.
Nach und nach findet Alice Spuren dafür, schon einmal in Garma gewesen zu sein und langsam verwischen Realität und Wahn...

Wie fand ich's?: Le Orme wird gewöhnlich in der Genreschublade des Giallos abgelegt, doch gehört er dort nur äußerst bedingt hinein.
Einen, mit einer Stichwaffe bewaffneten unheimlichen Killer, der vorzugsweise ebenfalls Kunde eines Handschuhmachers ist, findet man hier nämlich nicht; dafür bekommt man eine unglaublich atmosphärische Story gezeigt, welche sich langsam entwickelt (slow-burn nennt man im englischen Sprachraum so was), aber dafür in einer unvergesslichen Abschlussszene mündet.
Somit lässt sich Le Orme eher mit dem gleichermaßen sehr bizarrem, aber wundervollem, Il profumo della signora in nero (I 1974 R.: Francesco Barilli) vergleichen, der auch die unheilvolle Reise einer Frau in den Wahnsinn (dort: Mimsy Farmer) zeigt und ebenfalls mit einer ebenso skurrilen, wie verstörenden Szene endet, als mit einem klassischen Giallo wie z. B. Bavas Sei donne per l'assassino (I/F/MC 1964 dt.: Blutige Seide).
Floranda Bolkan spielt die langsam in den Wahnsinn rutschende Frau mit Bravour und Nicolette Elmi ist sicherlich jedes Giallofans liebster Kinderstar, war die Kleine doch auch in solch Knallern wie Argentos Profondo Rosso (I 1975 dt.: Rosso - Die Farbe des Todes) oder Aldo Lados Chi l'ha vista moire? (I/BRD 1972 dt.: The Child - Die Stadt wird zum Albtraum) zu sehen, bevor sie in den 80ern der Schauspielerei den Rücken kehrte und seitdem als Logopädin arbeitet.
Dass unser aller Lieblingswahnsinniger Klaus Kinski hier auftaucht, kann man aufgrund der Kürze seiner etwa vier Szenen, zwar eher als Promotiongag abhaken; doch gelingt es Kläuschen auch hier einmal mehr, beim Zuschauer in Sekunden Eindruck zu schinden und aus der kleinen Rolle noch einen großen Auftritt herauszuschlagen.

Fazit: Wer auf der Suche nach einem subtilen Horrortrip ist, und zwar auf Blut, aber nicht auf Atmosphäre verzichten kann: Bingo!

Punktewertung: 8 von 10 Punkten