Egal ob Exploitation, Gialli, Horror oder Sci-Fi...
Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Samstag, 20. Oktober 2012

Wer sagt: Auf der Alm da gibt's koa Sünd?

Sennentuntschi
CH/AU 2010
R.: Michael Steiner


Worum geht's?: 1975. In einem Schweizer Alpendorf erhängt sich der Messner, zeitgleich taucht eine offensichtlich traumatisierte, junge Frau (Roxane Mesquida) auf.
Diese kann weder sprechen, noch einen Hinweis auf ihre Herkunft geben und nur der Priester (Ueli Jäggi) vermutet zunächst, dass diese traurige Figur direkt aus der Hölle stammt und ihr Auftauchen in direktem Zusammenhang mit dem toten Kirchendiener steht.
Trotz der fürsorglichen Hand des engagierten Dorfpolizisten Reusch (Nicholas Ofczarek), schlägt der Verlorenen nur Hass oder Gleichgültigkeit entgegen, genährt von Aberglauben und Vorurteilen.
Ohne wirkliche Hilfe der Dorfbevölkerung versucht Reusch die Herkunft der Schönen ausfindig zu machen, und stößt dabei auf ein Verbrechen, welches bereits fünfzig Jahre zurückliegt und damit auf den einzigen ungelösten Fall eines sterbenden Polizeiinspektors im Ruhestand.
Doch wie hängt dies alles nur mit einem Leichenfund in der Gegenwart zusammen, was haben zudem drei Männer in einer abgelegenen Almhütte mit der Frau zu tun, und wie kommt dann noch die sagenumrankte Figur der Sennentuntschi ins Spiel, die zu Leben kommende Strohpuppe, welche einsamen Hirten als Gespielin dient, um dann tödliche Rache an ihnen zu nehmen?


Wie fand ich's?: Nachdem die Produktion des Films beinah an finanziellen Problemen scheiterte und nur eine Geldspritze der Münchener Constantin Film das Projekt rettete, schaffte es Sennentuntschi tatsächlich doch noch dank rund 150000 zahlender Schweizer Kinobesucher der erfolgreichste Film im Jahr 2010 der Alpenrepublik zu werden.
Dabei hatte eine Ausstrahlung eines gleichnamigen Theaterstücks des Dramatikers Hansjörg Schneider im Schweizer Fernsehen bereits 1981 einen Skandal ausgelöst und auch eine recht freizügige, deutsche Kinoadaption unter dem Titel Sukkubus - den Teufel im Leib (BRD 1989) von Georg Tressler war eher auf profane Schauwerte aus.
In Steiners neuerer Filmadaption der Sage, bei der der Regisseur in Zusammenarbeit mit seiner damaligen Ehefrau auch das Drehbuch verfasste, liegt das Hauptaugenmerk der Geschichte jedoch weniger auf einem sexuell aufgeladenen Metaphernspiel, als auf einem spannenden Mysterythriller, der sich nach und nach durch die Verwendung längerer Rückblenden auflöst und den Zuschauer am Ende eher fassungslos über das Gesehene entlässt.
Hinzu kommt die wahrhaft malerische Szenerie der Schweizer Alpen, ebenso die hervorragende Ausstattung, welche die Handlung zur Mitte der 70er Jahre äußerst authentisch erscheinen lässt und die bis in die kleinste Nebenrolle sehr gut agierenden Schauspieler.
Die 1981 geborene Französin Roxane Mesquida erweist sich hier geradezu als Idealbesetzung für die geheimnisvolle Schönheit und auch Nicholas Ofczarek gibt den gerechten Dorfpolizisten mit Bravour.
Der schweizerdeutsche Originalton ist für einheimische Ohren allerdings kaum verständlich, darum ließ man den Film für eine Auswertung hierzulande nachträglich noch einmal hochdeutsch synchronisieren.



Fazit: Ganz was Feines aus dem Land der Toblerone - allerdings herbe im Abgang.

Punktewertung: 8,75 von 10 Punkten