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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Dienstag, 1. Januar 2013

Schnitzeljagd mit dem Killer

Sheila (The Last of Sheila)
USA 1973
R.: Herbert Ross

Worum geht's?: Sheila (Yvonne Romain) wurde nach einer Party ihres reichen Freundes Clinton (James Coburn) von einem Auto überfahren, nun lädt der exentrische Filmproduzent seine damals anwesenden Bekannten (u. a. James Mason und Raquel Welch) zu einem Erlebnistrip auf seine Jacht ein.
Clinton, ein leicht sadistischer Misanthrop, will ein Spiel mit seinen "Freunden" spielen, das jedem der Sechs ein "Geheimniss" bzw. eine Eigenschaft, wie z. B. Ex-Häftling, Homosexueller oder Kinderschänder zuordnet.
Damit bezweckt Clinton nicht nur eine Befriedigung seines selbst verkommenen Charakters, sondern vielleicht auch den fahrerflüchtigen Mörder seiner geliebten Sheila zu finden, nach der er bereits seine Jacht benannt hat.
Angefüttert mit dem Versprechen einen teuren Film mit allen Anwesenden zu produzieren, willigen jene tatsächlich in Clintons geschmackloses Spielchen ein.
Der Trip zu den Inseln und Häfen Südfrankreichs wird jedoch schnell zu einer Reise in den Schrecken, denn noch jemand anders an Bord des Schiffes verheimlicht ein mörderisches Interesse...

Wie fand ich's?: Das Drehbuch dieses Films stammt aus der Feder von Mr. Norman Bates persönlich, Anthony Perkins, der dieses in Zusammenarbeit mit Starfilmkomponist Stephen Sondheim verfasste.
Beide sollen tatsächlich höchstselbst in den späten 60er bzw. frühen 70er Jahren aufwendige Schnitzeljagden für Freunde und Bekannte veranstaltet haben, genauso, wie sie im Film gezeigt werden.
Regie führte Herbert Ross, der so unterschiedliche Titel, wie z. B. Sheila, Funny Lady (USA 1975) oder Steel Magnolias (USA 1989 dt.: Magnolien aus Stahl) in seiner Filmografie vereint; die formidablen Sets stammen von Ken Adam, der ja bereits die Bond-Serie oder Stanley Kubricks Meisterwerk Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (USA/GB 1964 dt.: Dr. Seltsam, oder wie ich lernte die Bombe zu lieben) ausgestattet hatte.
Zusammen mit der hochkarätigen Besetzung (besonders der bissige Herr Coburn als zynisches Charakterschwein hat mir sehr gut gefallen) und dem gut durchdachten Drehbuch, entstand so ein in Deutschland leider total übersehener Thriller, der in Europa immer noch auf eine vernünftige DVD-Auswertung wartet.
Nur für den amerikanischen Markt hat sich Warner der Fans erbarmt, und einen Silberling veröffentlicht, der schönerweise nicht nur regionsfrei daherkommt, sondern auch noch einen Audiokommentar mit den Stars Richard Benjamin, Dyan Cannon und Raquel Welch beinhaltet.

Fazit: Wundervoller Thrill mit Stil und Geschmack, prickelnd wie Schaumwein und scharf wie eine Jalapeño.

Punktewertung: 8,25 von 10 Punkten