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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Samstag, 9. November 2013

Der Teufel steckt doch immer im Detail

Bedazzled (Mephisto '68)
UK 1968
R.: Stanley Donen


Worum geht's?: Stanley Moon (Dudley Moore) ist nur einer von vielen frustrierten, jungen Männern im London zu Zeiten der swinging Sixties. Als gelangweilter Koch in einem Schnellimbiss bleibt ihm lediglich die Hoffnung auf eine zärtliche Bande mit seiner Kollegin Margaret (Eleanor Bron), welche er Tag für Tag aus seiner Burgerküche heraus anschmachtet, ohne jedoch je den Mut aufbringen zu können, seinen Schwarm einmal tatsächlich anzusprechen.
Perspektivlos beschließt Stanley so eines Tages seinem Leben endgültig ein Ende setzen zu wollen, doch ach, auch hier scheitert der sympathische Loser und das Bleirohr, an dem er sich aufknüpfen möchte gibt unter seinem bescheidenen Gewicht im entscheidenden Moment nach.
Da erscheint unversehens ein seltsamer Stutzer (Peter Cook) in Cape und Abendanzug in seiner armseligen Unterkunft und macht dem Verzweifelten ein höllisch verlockendes Angebot: Gegen den bescheidenen Preis seiner Seele soll Stanley sieben Wünsche erhalten, die ihn endlich in die Lage versetzten könnten, den Rest seines Lebens glücklich an der Seite von Margaret verbringen zu können.
Zuerst ungläubig erkennt Stanley jedoch recht schnell, dass sich hinter dem jovialen Nachtklubbesitzer George Spigott vor ihm wahrlich der Teufel verbirgt, der seine Quartiere mit den fleischgewordenen Sieben Totsünden teilt, darunter auch die atemberaubende Schönheit Lilian Lust (Raquel Welch), die ihrem Namen wirklich alle Ehre macht.
Ganztägig betätigt sich Spigott mit solch scheinbar trivialen Abscheulichkeiten, wie dem Heraustrennen der letzten Seiten aus einem druckfrischen Agatha Christie Krimis oder dem fachmännischen Zerkratzen von Vinylschallplatten.
Derweil versucht ein immer verzweifelter agierender Stanley, mit seinen Wünschen seiner Angebeteten näher zu kommen. Doch der Teufel steckt immer im Detail und weiß auch in Stanleys Wunschwelten stets einen kleinen, aber entscheidenden Haken einzubauen...


Wie fand ich's?:  Heutzutage erscheint es mir, als ob Comedy international zu bloßem Fast Food verkommen ist. Überschwemmt von substanzlosen Sitcoms und billigen Sketchparaden ohne jeglichen Anspruch, sind liebevoll ausgearbeitete, gutgeschriebene Scripts leider eher die Ausnahme. Sicher, von Zeit zu Zeit erscheinen immer noch Produktionen, die neue Maßstäbe im Humorgenre setzen, aber der Großteil wird in der Zukunft wohl wieder vollkommen zu Recht in der Vergessenheit verschwinden.
Was da noch tragischer erscheint, ist der Umstand, dass einige Klassiker des Genres trotz ihrer Qualitäten hierzulande einfach vollkommen untergegangen sind und der hier besprochene Bedazzled zählt leider dazu.
Ich selbst muss bekennen, dass mir das Komikerduo Cook/Moore lange Zeit kein Begriff war, und dies immerhin trotz meiner Begeisterung für die britische Comedyszene der 60er/70er-Jahre. Tatsächlich ist Cook (*1937†1995) ebenso ein Mitglied des berühmten Cambridge Footlights Club gewesen, wie z. B. die Pythons Chapman, Cleese und Idle, der Literat Douglas Adams oder Multitalent Stephen Fry, der Cook mal als "the funniest man who ever drew breath" bezeichnete.
Zusammen mit Dudley Moore (*1935†2002), der in Deutschland aufgrund seiner Kinopräsenz in Filmen wie 10 (USA 1979 R.: Blake Edwards dt.: 10 - Die Traumfrau) oder Arthur (USA 1981 R.: Steve Gordon dt.: Arthur - Kein Kind von Traurigkeit) eine weitaus größere Popularität als Cook besitzt, hatte Cook bereits ein erfolgreiches Gespann in der Bühnenrevue Beyond the Fringe und der BBC-Fernsehproduktion Not Only... But Also (GB 1965-1970) gebildet. Leider sind von letzterer TV-Serie nur noch Fragmente verblieben, da die BBC (ähnlich wie bei den frühen Folgen der Langzeiterfolgsserie Dr. Who) aus Kostengründen die Magnetbänder löschte, auf denen diese aufgezeichnet wurde, um die teuren Tapes anderweitig wiederverwenden zu können. Trotz des vehementen Einspruchs von Cook und Moore konnten große Teile bedauerlicherweise nicht gerettet werden.
Nach einem ersten Auftritt als Nebendarsteller in der wunderbaren, schwarzen Komödie The Wrong Box (GB 1966 R.: Bryan Forbes dt.: Letzte Grüße von Onkel Joe) gelang Cook und Moore schließlich mit Bedazzled der große Wurf an den Kinokassen und ein weiterer Achtungserfolg.
Bedazzled basiert auf einem Drehbuch von Peter Cook, der hier gekonnt den klassischen Fauststoff ins London der swinging Sixties überträgt und selbst als Mephisto auftritt, während Moore, der auch ein begnadeter Pianist war, die Filmmusik beisteuerte und einen herzerwärmend naiven, sympathischen Faust abgab. Eleanor Bron (ebenfalls ein Ex-Mitglied der Cambridge Footlights) spielte Moores Love interest, Sexbombe Raquel Welch hat zwei kurze aber erinnerungswürdige Auftritte, ebenso wie Barry Humphries in der Rolle der fleischgewordenen Totsünde Neid, den man auch hierzulande durch seine Paraderolle als Dame Edna Everage kennt.
Was den Film weiterhin aufwertet, ist der fast völlige Verzicht auf Fäkalhumor, ein Auge für schöne kleine Details, das tolle Zeitkolorit und natürlich die großartige Regie von Stanley Donen, dessen Charade (USA 1963) ja wohl tatsächlich der beste Hitchcock ist, den Hitchcock selbst nie gemacht hat.
Donen ordnete Bedazzled seinen liebsten Werken zu und es mag in erster Linie an seinem Einfluss liegen, dass der Film eher den leichtfüßigen Charme der Komödien der 40er und 50er Jahre ausstrahlt und noch weit entfernt vom anarchischen Chaos der späteren Filme der Monty Pythons ist.
Im Jahr 2000 kam mit dem gleichnamigen Remake Bedazzled (USA 2000 dt.: Teuflisch) des qualitativ ständig sehr variierenden Harold Ramis eine eher unnötige, leidlig aktualisierte Neuauflage von Cooks Drehbuch in die Kinos, welcher Teufel da die Produzenten geritten hat, entzieht sich hier allerdings meiner Kenntnis...


Fazit: Teuflisch gut, schrullig britisch und absolut kultig. Eine kleine Perle, die ihrer Wiederentdeckung harrt.

Punktewertung: 8,75 von 10 Punkten