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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Sonntag, 30. März 2014

Karten auf den Tisch

A Big Hand for the Little Lady (Höchster Einsatz in Laredo)
USA 1966
R.: Fielder Cook





Worum geht's?: Einmal im Jahr treffen sich die fünf reichsten Männer der Gegend in Laredo, um von der Öffentlichkeit abgeschlossen im Speisezimmer eines Saloons um höchste Einsätze zu pokern.
Nichts kann diese Männer vom Spieltisch fernhalten, weder ein laufendes Gerichtsverfahren noch die Hochzeit der eigenen Tochter.
Da ist der Frauen hassende Bestatter Tropp (Charles Bickford), der abgewichste Rinderbaron Drummond (Jason Robards), der sympathische Rechtsanwalt Otto Habershaw (Kevin McCarthy) sowie der feiste Dennis Wilcox (Robert Middleton) und der zurückhaltende Buford (John Qualen).
Doch dieses Jahr trifft Habershaw in einer Spielpause im Schankraum auf den Durchreisenden Meredith (Henry Fonda), der mit Gattin (Joanne Woodward) und Sohn (Jean-Michel Michenaud) in Laredo haltmacht.
Kaum lässt dessen Gattin beim Dorfschmied ein Wagenrad reparieren, lässt der spielsüchtige Familienvater seine Reiseersparnisse vom Wirt in Chips eintauschen und steigt mit zitternden Händen in die Pokerrunde ein.
Nach einigen verlorenen Spielen glaubt Meredith dann plötzlich das Blatt seines Lebens auf der Hand zu haben - ein Blatt so unschlagbar, dass es ihn wortwörtlich vom Stuhl haut, als seine Mitspieler versuchen ihn mit einem fiesen Trick aus dem Spiel zu halten.
Der Arzt (Burgess Meredith) wird gerufen und als dieser den japsenden Herrn im Nebenzimmer behandelt, muss seine resolute aber im Poker vollkommen ahnungslose Gattin notgedrungen in die Partie einsteigen, um die dringend benötigte Haushaltskasse zu retten.
Doch ist es ein großes Blatt für eine kleine Dame und ihre Mitspieler sind ganz durchtriebene Kerle!



Wie fand ich's?: Eigentlich bin ich ja eher ein Freund des dreckigen Spaghettiwesterns, doch hin und wieder kommt ein US-Western daher, der mich daran erinnert, wo das Genre ursprünglich geboren wurde.
Bei A Big Hand for the Little Lady trifft eine großartige Besetzung auf ein überaus gelungenes Drehbuch, dessen letzten Dreh man vielleicht schon von Anfang an kommen sieht, was aber durch die Güte des restlichen Films sofort ausgebügelt wird.
Fonda, der sowohl in US- wie auch Spaghettiwestern zu sehen war, glänzt hier zunächst als nervöses Spielerwrack, bis er den Bildmittelpunkt an Joanne Woodward übergibt. Zwei Oscarpreisträger also in den Hauptrollen, daneben ein Cast, der sich ebenfalls sehen lassen kann. Auf Jason Robards sollte Fonda zwei Jahre später wieder ebenfalls sehr gewinnbringend in C'era una volta il West (I/USA 1968 R.: Sergio Leone dt.: Spiel mir das Lied vom Tod) treffen, mit Kevin McCarthy hatte er zwei Jahre zuvor bereits für The Best Man (USA 1964 R.: Franklin J. Schaffer dt.: Der Kandidat) vor der Kamera gestanden.
Regisseur Fielder Cook war in erster Linie fürs US-Fernsehen tätig und sollte eher nebenher auch fürs Kino arbeiten. Auch A Big Hand for the Little Lady war von ihm bereits 1962 im Rahmen der The DuPont Show of the Week unter dem Titel Big Deal in Laredo (USA 1962) mit Walther Matthau als Meredith und Teresa Wright als Mary verfilmt worden. Das Drehbuch für beide Adaptionen stammte aus der Feder von Sidney Carroll, ebenfalls einem lebenslangen TV-Veteranen, der nebenbei obendrein die Drehbücher bzw. Storys zu solch Kinoknallern wie The Hustler (USA 1961 R.: Robert Rossen dt.: Haie der Großstadt) oder Gambit (USA 1966 R.: Ronald Neame dt.: Das Mädchen aus der Cherry-Bar) ablieferte.
So bietet A Big Hand for the Little Lady alles, was man von einer familientauglichen Westernkomödie erwartet. Auf Shootouts auf staubigen Gassen muss der Genrefan zwar verzichten, dafür erwarten den Zuschauer liebenswerte Antihelden, wunderbare Sets und fantastische Dialoge.
Leider harrt diese Preziose noch einer deutschen Veröffentlichung kann aber von Importwilligen mit regionalcodefreiem Equipment aus den US of A für wenig Geld bezogen werden.



Fazit: Die Nummer 117 dieses Blogs wird endlich ein Western - und was für einer! Lustig, dramatisch, toll besetzt und großartig gespielt. Hier kann der Zuschauer nur gewinnen!



Punktewertung: 8,25 von 10 Punkten