Egal ob Exploitation, Gialli, Horror oder Sci-Fi...
Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Donnerstag, 31. Juli 2014

The Twilight Blog #5 - Wege in eine bessere Vergangenheit

The Twilight Zone - Staffel 1, Episode 5
Walking Distance (dt.: Vielleicht in einer Sommernacht)
B.: Rod Serling
R.: Robert Stevens
US-Erstaustrahlung: 30. Oktober 1959 (BRD: 02.02.1996)


Die Story: Durch Zufall an einer Tankstelle nahe seiner Heimatstadt angelangt, beschließt der vom Leben ermattete Geschäftsmann Martin Sloane (Gig Young) dieser einen Besuch abzustatten. Was Martin Sloane nicht ahnt: Ein kurzer Fußmarsch wird zur Reise in seine eigene Vergangenheit.


Das Zwielicht durchbrochen: Nach nur fünf Folgen kommt es nun zur ersten Vergabe der Höchstpunktzahl. Walking Distance ist aber nicht allein eine meiner ganz persönlichen Lieblingsepisoden, sie fand auch Aufnahme auf einer kürzlich zum 55. Geburtstag in den USA veröffentlichten Doppel-DVD-Edition mit dem bezeichnenden Titel The Twilight Zone - Essential Episodes.
Wie auch in fast allen der vier vorangegangenen Folgen ist der Ton stark sentimental und nostalgisch geprägt, ja, man kann sogar sagen, dass dieser Trend in Walking Distance seinen Höhepunkt erreicht, bevor man sich danach (endlich) auch anderen Themen zuwendete. Insoweit ist Walking Distance der filmgewordene Beweis dafür, dass Serling nach fünf Storys nun seinen eigenen Stil perfektioniert hatte und es auch eigentlich längst nicht mehr nötig hatte die Ideen anderer zu plagiieren (wie direkt zuvor noch in The Sixteen-Millimeter Shrine).
Serlings Geschichte ist eine wunderbar melancholische Warnung für all jene unter uns, die lieber in der eigenen Vergangenheit als in der Gegenwart leben würden, und zeigt elegant wie man ein recht schweres Thema in nur fünfundzwanzig Minuten Laufzeit gekonnt auf den Punkt bringen kann.
Der später für seine Rolle in They Shoot Horses, Don't They? (USA 1969 R.: Sydney Pollack dt.: Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß) mit dem Oscar ausgezeichnete Gig Young (*1913; †1978) verkörpert den disillusionierten Businessmann perfekt und sein späteres, persönliches Schicksal (Young, 1978 schon lange von Trunksucht und Depressionen heimgesucht, tötete sich und seine vierunddreißig Jahre jüngere, fünfte Gattin nach dreiwöchentlicher Ehe mit einer Schusswaffe) verstärkt heute im Rückblick nur noch mehr den tragischen Ton der Geschichte.
In einer Kinderrolle ist ein damals fünfjährige Ron Howard zu sehen, der heute große Erfolge als Regisseur, Produzent und hin und wieder immer noch als Gelegenheitsschauspieler feiert.


Episodenbewertung: *****/5

Montag, 28. Juli 2014

Wenn alles in Trümmern liegt...

Threads
GB/AUS/USA 1984
R.: Mick Jackson


Worum geht's?: Großbritannien - Mitte der 80er Jahre.
Ruth (Karen Meagher) und Jimmy (Reece Dinsdale) sind ein junges Liebespaar im nordenglischen Sheffield, deren Leben sich zu ändern beginnt, als Ruth sehr zum Unmut ihrer Eltern von Jimmy plötzlich schwanger wird und die beiden heiraten wollen.
Während Jimmy auf Wohnungssuche geht, gerät jedoch in Vorderasien langsam der Weltfrieden aus den Fugen, denn ein Konflikt der USA mit sowjetischen Streitkräften im Iran bestimmt die Nachrichten. Zwar ist die Bevölkerung verunsichert, doch geht das Leben in Nordengland für den Großteil der Leute schlicht weiter, während nur wenige Personen wie der Bürgermeister ihre Notfallpläne aus der Schublade kramen.
Als jedoch ein US-Ultimatum gegenüber den Sowjets abläuft, der Konflikt vollends zu eskalieren scheint und letztendlich der Notstand ausgerufen wird, kommt es schnell zu Unruhen und Streiks.
Bald werden Tankstellen geschlossen, Krankenhäuser geräumt und Kunstwerke aus den Museen entfernt, während die Ordnungskräfte schonmal prophylaktisch "Subversive" verhaften.
Am 26. Mai kommt es schließlich zum nuklearen Kräftemessen, was beide Seiten nur gleichermaßen verlieren können. Die Folgen sind verheerend und kommen praktisch einer andauernden Apokalypse gleich.
Schwanger und unter andauerndem Schock wandert Ruth durch die Trümmer ihrer Stadt, auf der Suche nach ihrem Jimmy, während der Bürgermeister, eingeschlossen in seinem unterirdischen Bunker, mit seinem Krisenstab versucht den Schäden auch nur im kleinsten Ansatz Herr zu werden.


Wie fand ich's?: Zum Thema Atomkrieg gibt es drei (TV-)Filme, welche das Thema ebenso realistisch wie schockierend abbilden. Zum einen den sehr bekannten, amerikanischen The Day After (USA 1983 R.: Nicholas Meyer dt.: Der Tag danach), dann den frühen, britischen The War Game (GB 1965 R.: Peter Watkins dt.: Kriegsspiel) und in der Popularität zuletzt wohl den hier besprochenen, ebenfalls britischen Threads. Während The Day After sich von allen drei Beispielen am stärksten um einen klassischen Erzählstil bemüht, ist der 1967 als bester Dokumentarfilm oscarprämierte The War Game mit seinen 48 Minuten der deutlich kürzeste Beitrag, welcher ebenso wie Threads schnell einen mehr dokumentarischen Ton anschlägt.
In der Darstellung der Folgen eines Atomkriegs auf die Bevölkerung der betroffenen Staaten, schenken sich die drei Filme nur wenig, aber man kann Threads meines Erachtens die größte (wichtige) Schockwirkung zusprechen. So zeigt dieser Film eindringlich, wie der bisherige Alltag und Lebensstil von einer Sekunde auf die nächste vollkommen zu existieren aufhört und durch eine endlose Serie von Tod, Schmerz und Entbehrung ersetzt wird. Wo The Day After nur einige Wochen nach den Nuklearschlägen bereits endet, zeigt Regisseur Mick Jackson zudem die Auswirkungen dieser gar über Jahre und Generationen, und verdeutlich überaus schockierend, was es heißt, praktisch direkt ins Mittelalter zurückgebombt zu werden. Dieser Umstand und die vollkommen ungeschönten Bilder verleihen Threads eine Schlagkraft, welche seine Zuschauer erzittern lässt und wohl große Teile direkt zum Pazifismus bekehrt.
Das man sich hier nicht nur auf Mutmaßungen verließ zeigt die lange Liste von wissenschaftlichen Beratern im Abspann, unter denen sich auch der bekannte amerikanische Gelehrte und Schriftsteller Carl Sagan befindet.
Als positive Nebenwirkung erfuhr der aufgrund seiner (auch politischen) Wirkung zunächst von der BBC zurückgehaltene The War Game mit der Ausstrahlung von Threads ganze zwanzig Jahre nach seiner Entstehung eine erneute, breitere Veröffentlichung.
Es bleibt zu hoffen, dass diese Filme, die man (gottseidank) auch dem Genre der Science-Fiction zurechnen kann, bei den richtigen Leuten einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Mich haben sie jedenfalls direkt ins Mark getroffen!


Fazit: Ebenso verstörend, wie Augen öffnend. Ein wichtiger Film über ein leider immer noch aktuelles Thema.


Punktewertung: 9,5 von 10 Punkten

Donnerstag, 24. Juli 2014

The Twilight Blog #4 - Stars zum vergessen

The Twilight Zone - Staffel 1, Episode 4
The Sixteen-Millimeter Shrine (dt.: 16 mm Traumwelt)
B.: Rod Serling
R.: Mitchell Leisen
US-Erstausstrahlung: 23.10.1959 (BRD: 26.01.1996)


Die Story: Die Glanzzeiten der Hollywooddiva Barbara Trenton (Ida Lupino) sind schon lang vorbei, ihr Ruhm ist längst verblasst. Ihre Zeit verbringt sie mit dem Anschauen ihrer alten Filme, ihre einzigen Kontakte zur Außenwelt sind das Hausmädchen und ihr Agent Danny Weiss (Martin Balsam), welche jedoch auch nicht den vergessenen Star vom ultimativen Rückzug ins Reich der Erinnerungen abhalten können.


Das Zwielicht durchbrochen: Seufz. Ich würde diese Episode wirklich gern besser besprechen, doch leider ist sie für mich der erste wahre Tiefpunkt der Serie, welche jedoch (soviel sei hier vorweg verraten) schon mit der nächsten Episode einen wahren, ersten Klassiker bietet.
Ida Lupino, eine der großen Damen des Film Noir, stand während ihrer Karriere des Öfteren nicht nur vor, sondern als Regisseurin auch mehrfach hinter der Kamera und so sollte auch ihr der Ruhm zuteilwerden, die einzige Person zu sein, welche nicht nur in einer Episode der Twilight Zone als Darsteller mitwirkte, sondern auch die Regie bei einer anderen übernahm. Dies sollte zwar erst zum Ende der Serie bei der 25. Episode der fünften Staffel mit dem Titel The Masks der Fall sein, doch sollte diese dafür inhaltlich um einiges spannender sein, als diese trotz ihrer Laufzeit von nur 25 Minuten immer noch langatmige Version von Wilders Meisterwerk Sunset Blvd. (USA 1950 dt.: Boulevard der Dämmerung), welche man um ein recht vorhersehbares, übernatürliches "Überraschungsende" aufgewertet hat.
Dass ich kein Freund von Remakes bin, mag sich unter den Lesern dieses Blogs bereits herumgesprochen haben, und ich kann mir auch bei The Sixteen-Millimeter Shrine nicht helfen - das riecht verdammt nach Kopie... Ein Vorfall, der innerhalb dieser Serie besonders sonderbar wirkt, kommen wir doch schon bald zu Folgen, welche mehr oder weniger eindeutig spätere Film- und Fernsehproduktionen beeinflusst zu haben scheinen.
Trotz des äußerst schwachen Inhalts stimmt zumindest die handwerkliche Seite. Darstellerisch hingegen würde ich mir wünschen Frau Lupino (*1918; †1995) hätte doch noch ein bisschen mehr bei Gloria Swanson abgekupfert und würde ihrem Affen etwas mehr Zucker geben...
Insgesamt also eine sehr schwache Episode, welche die folgende dafür aber nur umso mehr herausragen lässt. Man darf also gespannt sein!


Episodenbewertung: **/5

Dienstag, 22. Juli 2014

The Twilight Blog #3 - Der Revolverheld und das Schicksal

The Twilight Zone - Staffel 1, Episode 3
Mr. Denton on Doomsday (dt.: Mr. Dentons zweite Chance)
B.: Rod Serling
R.: Allen Reisner
US-Erstausstrahlung: 16.10.1959 (BRD: 19.01.1996)


Die Story: Der Wilde Westen. Al Denton (Dan Duryea) war noch vor Jahren ein bekannter Revolverheld; heute hat der Dämon Alkohol von ihm vollends Besitz genommen. Doch nun ist das personifizierte Schicksal in Form des reisenden Händlers Henry J. Fate (Malcolm Atterbury) in die Stadt gekommen und gewährt Mr. Denton eine letzte Chance.


Das Zwielicht durchbrochen: Willkommen zur ersten Episode der Twilight Zone, die nicht in der Gegenwart (also Ende der 50er Jahre) spielt, sondern die Handlung stattdessen in die staubigen Zeiten des Wilden Westens verlegt. Dies sollte im Laufe der Serie noch öfters stattfinden (u. a. in der recht bekannten Folge A Hundred Yards Over the Rim in der nächsten, zweiten Staffel), und dies meist mit einem interessanteren Ergebnis als hier.
Tatsächlich kann ich nicht mal genau sagen, was mir an Mr. Denton on Doomsday missfällt und diese Episode in die Mitte meiner Wertungsskala rücken lässt. Die Inszenierung ist durchaus als sehr solide zu bezeichnen, ebenso die darstellerischen Leistungen. Besonders hinweisen möchte ich hier auf einen jungen Martin Landau in einer Rolle als unsympathischen Rüpel und auf einen Auftritt Doug McClures, der nicht nur der kultigen Figur des Troy McClure in der Serie The Simpsons ihren Nachnamen gab, sondern auch dessen Äußeres mitprägte.
Was ist es also, was mir an dieser Folge nicht so recht gefällt? Vielleicht ist es die bis zu ihrem finalen Plottwist doch vollkommen vorhersehbare Story. Vielleicht ist es auch Malcolm Atterbury, der mich in der Rolle des fleischgewordenen Schicksals einfach nicht genug beeindrucken kann.
In der Tat reden verschiedene Quellen davon, dass Serlings Drehbuch ursprünglich klarer als Komödie konzipiert war und die Hauptfigur in dieser Version ein schwächlicher Schullehrer gewesen sein soll. Ob dies der eher schwachen Story besser getan hätte, lasse ich hier einmal dahingestellt.
Egal, Mr. Denton on Doomsday ist sicher keine schlechte Episode und stellt lediglich einen (ersten) leichten Tiefpunkt innerhalb einer bald schon beginnenden Serie von allesamt sehr imposanten Folgen dar. Allerdings müssen wir um zu diesen zu gelangen erst noch an der nächsten Episode vorbei...
Mr. Denton on Doomsday wurde am 16. Oktober 1959 in den USA erstausgestrahlt. Die deutsche Fernseherstauswertung geschah am 19. Januar 1996 durch TV München. Dies ist außerdem eine von insgesamt nur drei Episoden, welche einen nachträglich abgeänderten Titelvorspann mit einem großen, geschminkten, weiblichen Auge aufweisen.


Episodenbewertung: ***/5

Montag, 21. Juli 2014

The Twilight Blog #2 - Zeit zu gehen...

The Twilight Zone - Staffel 1, Episode 2
One for the Angels (dt.: Das Geschäft mit dem Tod)
B.: Rod Serling
R.: Robert Parrish
US-Erstausstrahlung: 09.10.1959 (BRD: 13.11.1991)


Die Story: Sommer. Die Gegenwart. Der nette Straßenhändler Lou Bookman (Ed Wynn) bekommt einen unangenehmen neuen Kunden: den Tod (Murray Hamilton)!


Das Zwililicht durchbrochen: Bereits die zweite Folge der Serie stellt einen ersten, kleineren Höhepunkt dar, stimmen hier doch Story, Inszenierung und Schauspielleistung bereits auf hohem Niveau überein.
Das von Serling selbst verfasste Drehbuch ist zugleich komisch, tragisch, spannend und zuletzt wunderbar sentimental und Regisseur Robert Parrish (der auch neben anderen an der bizarren Bondparodie Casino Royale aus dem Jahr 1967 mitgearbeitet hatte) liefert wundervolle Bilder von den stimmungsvollen (MGM-)Studiosets.
Ed Wynn (*1886; †1966) stellt sich als wahre Traumbesetzung für die Rolle des kinderlieben Straßenhändlers heraus und Murray Hamilton schafft gar das Kunststück, seiner zunächst bürokratisch-bedrohlichen Figur doch noch eine menschlich-sympathische Nuance zu verleihen.
Bereits in One for the Angels wird Serlings philanthropische, wenn nicht gar christlich-karitative Weltsicht stark deutlich, der Hauptcharakter ist ein umgänglicher Kinderfreund, der bereit ist für das durch ihn aus rein menschlichem Handeln entstandene Dilemma, unverzüglich Konsequenzen zu ziehen. Zwar erscheint mir die Lösung etwas zu einfach (was mich auch letztendlich zu meiner verhaltenen Schlussbewertung bewog), doch gelingt hier bereits ein ansonsten vollkommen rundes Einzelteil einer Serie, die damit bereits früh zu Topform aufläuft.
One for the Angels wurde am 9. Oktober 1959 von CBS in den USA ausgestrahlt; hierzulande musste man sich bis zum 13. November 1991 gedulden, bis Pro7 sie als erste Episode einer neuen Reihe von Unwahrscheinlichen Geschichten endlich auch einem deutschen Publikum zeigte.


Episodenbewertung: ****/5

Sonntag, 20. Juli 2014

The Twilight Blog #1 - So allein...

The Twilight Zone - Staffel 1, Episode 1
Where is Everybody? (dt.: Die leere Stadt)
Buch: Rod Serling
R.: Robert Stevens 
US-Erstausstrahlung: 02.10.1959 (BRD: 25.10.1961 in der ARD)


Die Story: Ein junger Mann (Earl Holliman) findet sich unvermittelt in einer vollkommen verlassenen, staubigen US-Kleinstadt wieder. Kann er einen Weg aus diesem Albtraum finden?



Das Zwielicht durchbrochen: Dieser Pilotfilm war nicht ursprünglich als solcher vorgesehen, sollte doch eigentlich zunächst an seiner Stelle ein Script namens The Time Element (USA 1958 R.: Allen Reisner) benutzt werden, mit dem Serling bereits einige Zeit hausieren war. Dieses Drehbuch sah bereits einige Trademarks der später realisierten Twilight Zone vor, wurde jedoch nach dem Kauf vom Sender CBS erst einmal zur Seite gelegt und am 24. November 1958 schließlich als sechste Folge der Reihe Westinghouse Desilu Playhouse (USA 1958-1960) ausgestrahlt, etwa ein Jahr bevor Serlings eigene Serie The Twilight Zone mit Where is Everybody? doch noch auf Sendung gehen durfte, ein Umstand den er nicht zuletzt auch der Qualität seines Drehbuchs zu The Time Element zu verdanken hatte, in welchem es ein Psychiater (Martin Balsam) mit einem scheinbar in der Zeit gefangenen Patienten (William Bendix) zu tun bekommt.
Neben dem Script zu The Time Element hatte Serling noch eine weitere seiner eigenen Storys als möglichen Serienauftakt vorgesehen. Diese hatte den Titel The Happy Place und sollte eine Dystopie im Mittelpunkt haben, in der jede Person in einem Alter von über 60 Jahren im allgemeinen Interesse der Gesellschaft getötet wird. Diese interessante Idee wurde vom Sender jedoch als zu düster abgetan, was man vielleicht später mit Blick auf den Erfolg des ähnlich gelagerten Logan's Run (USA 1976 R.: Michael Anderson dt.: Flucht ins 23. Jahrhundert) als großen Fehler ansehen durfte.
Stattdessen entschied man sich also am 2. Oktober 1959 Where is Everybody? über die Mattscheiben flimmern zu lassen, ein Pilotfilm, dessen finale Auflösung meines Erachtens stärker ist, als die simple und etwas langatmig erzählte Handlung zu Beginn des Films. In dieser läuft der in Deutschland nicht allzu bekannte Earl Holliman durch eine verlassene US-Kleinstadt, während er zunehmend mit Paranoia und Einsamkeit zu kämpfen hat. Holliman (*1928), der in seiner langen Karriere hauptsächlich in Nebenrolle glänzen durfte, gelingt das Kunststück, durch sein Spiel allein das Publikum bei der Stange zu halten, bis der obligatorische (und heute vielleicht technisch obsolete) Plottwist die Zuschauer zum Schluss immer noch zu überraschen weiß. Hier kommt bereits Serlings Hang zum Sentimentalen zu Vorschein, eine Tendenz, welche sich noch wesentlich stärker in Folgen wie Walking Distance (Staffel 1, Episode 5 dt.: Vielleicht in einer Sommernacht) zeigen sollte.
Diese erste Folge der Twilight Zone wurde im deutschen Fernsehen erstmals am 25. Oktober 1961 unter dem Titel Unglaubliche Geschichten in der ARD ausgestrahlt. Es blieb die einzige Episode, die auf diesem Sender gezeigt werden sollte. Erst sechs Jahre später sollten neue Folgen im ZDF laufen. Doch dazu bald mehr...



Episodenbewertung: ***/5

Samstag, 19. Juli 2014

The Twilight Blog #0 - Die bloßen Fakten...

The Twilight Zone (Unwahrscheinliche Geschichten / Unglaubliche Geschichten / Geschichten, die nicht zu erklären sind)
USA 1959 bis 1964 (Sechs Staffeln, insg. 156 Episoden)
erdacht und produziert von Rod Serling
diverse Regisseure


Die vom sechsmaligen Emmypreisträger Rod Serling (*1924; †1975) erschaffene Serie The Twilight Zone stellt für mich ein zeitlos schönes Stück US-Fernsehen da, welches vollkommen zu Recht über die Jahrzehnte zu einem internationalen Kultphänomen wurde.
Dies liegt zum einen an den überaus liebevollen Inszenierungen der einzelnen Episoden, zum anderen an den wirklich gelungenen Drehbüchern (über die Hälfte davon stammten von Serling selbst), welche teilweise bereits wahre Klassiker ihres Genres darstellen und von Größen wie u. a. Ray Bradbury oder Richard Matheson verfasst wurden. Die Themen reichen dabei mitunter vom düsteren Mysterythriller bis zur leichtfüßigen Science-Fiction, vom psychologisch abgründigen, urbanen Horror hin zur Dystopie in postapokalyptischer Einöde. Ist der Ton mancher Folgen sentimental bis melancholisch, so enden andere Episoden manchmal mit satirisch, ironischen Pointen, teilweise sogar mit stark makabren Untertönen.
Daneben gibt es innerhalb fast jeder Episode ein oder zwei bekannte Gesichter aus Hollywood wiederzuerkennen, was Filmfans ein ständiges "Ach, sieh mal..." entringen dürfte. Namedropping gefällig? Freuen Sie sich auf James Coburn, Jack Klugman, Peter Falk, Buster Keaton, Charles Bronson, Dennis Hopper oder William Shatner, um nur einige sehr Wenige zu nennen.


Insgesamt brachte es die Serie im Zeitraum von 1959 bis 1964 auf 156 Folgen in fünf Staffeln. Die Laufzeit der einzelnen Episoden betrug netto (also ohne TV-Werbeblöcke) in der Regel ca. 24 Minuten, eine Ausnahme bildete hier die vierte Season, deren Folgen etwa doppelt so lang waren.
Nach dem (in seiner Gestaltung schon in den einzelnen Staffeln öfters wechselnden) Vorspann, führte Rod Serling mit einem kurzen Text in die jeweilige Episode ein und moderierte auf gleiche Art am Ende der Folge diese ebenfalls kurz ab. Diese Idee wurde ebenso zum Markenzeichen der Serie, wie die ab der zweiten Staffel erklingende, berühmte Titelmelodie der Serie, welche vom französischen Komponisten Marius Constant geschrieben wurde.
Serling und die von ihm geschaffene Serie wurde bereits in den frühen 60ern für zahlreiche Preise nominiert, wovon man auch eine ganze Reihe verliehen bekam, darunter einige Emmys (der bedeutendste Fernsehpreis der USA) und zwei Hugo Awards for Best Dramatic Presentation (einer der wichtigsten Preise für Science-Fiction und Fantasy in Kino und TV).
Welchen Einfluss The Twilight Zone bis heute auf Fernsehen und Popkultur hat, zeigt sich zum einen an Serien wie The Outer Limits (USA 1963-1965) oder Beyond Belief: Fact or Fiction (USA 1997-2002 dt.: X-Factor - Das Unfassbare), welche Inhalte und den Anthologiefilmcharakter des Vorbilds übernahmen, zum anderen an den zahlreichen Zitaten, Persiflagen und Hommagen, welche über die Zeit u. a. in populären TV-Serien wie The Simpsons (USA 1989-) oder auch in Literatur, Comics und Musik Einzug hielten.
 

Eine gute Idee ist meist nur schwer totzukriegen, und so stieg auch The Twilight Zone bislang ganze zwei weitere Male wie der Phönix aus der Asche auf: erstmals zehn Jahre nach Serlings Tod von 1985 bis 1989; dann erneut von 2002 bis 2003.
1983 entstand außerdem unter dem Titel Twilight Zone: The Movie (USA 1983 dt.: Unheimliche Schattenlichter) ein recht kontrovers aufgenommener Kinofilm, bei dem sich die Herren Dante, Miller, Spielberg und Landis gemeinsam als Regisseure betätigten und bei dessen Dreharbeiten es zu einem tragischen Unfall kam, der drei Menschenleben kostete.
1994 erschien mit Twilight Zone: Rod Serling's Lost Classics (USA 1994 R.: Robert Markowitz dt.: Schrecken aus dem Jenseits) zusätzlich ein Fernsehfilm, der zwei zuvor unverfilmte Ideen Serlings mit wenig Erfolg auf die Mattscheibe brachte.
In wieweit ich auf all diese Ableger der Originalserie im Verlauf dieses Blogspecials eingehe, kann ich zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht sagen - Fakt ist jedoch, dass es nun endlich nach und nach mit den Episoden der ersten Staffel losgeht.
Viel Spaß!
That's the signpost up ahead - your next stop, The Twilight Zone!

Freitag, 11. Juli 2014






In Kürze:

Es gibt eine fünfte Dimension jenseits dieses Blogs – einen Blog, so gewaltig wie der Weltraum und so zeitlos wie die Ewigkeit. Er ist das Zwischenreich, wo Licht in Schatten übergeht, Wissenschaft auf Aberglaube trifft. Er liegt zwischen den Fallgruben unserer Furcht und den lichten Gipfeln unseres Wissens. Dies ist der Blog der Fantasie, das Reich der Dämmerung – 
Der Twilight Blog.


Sonntag, 6. Juli 2014

Wenig Blut im schönen Leib

Et mourir de plaisir (...und vor Lust zu sterben)
F/I 1960
R.: Roger Vadim


Worum geht's?: Ein Anwesen in der Nähe von Rom.
Der Adlige Leopoldo De Karnstein (Mel Ferrer) schmeißt zu Ehren seiner Verlobten, Georgia (Elsa Martinelli), ein Fest, bei dem auch ein Feuerwerk über und auf dem alten Friedhof des großflächigen Anwesens stattfindet.
Mit dabei: Carmilla (Annette Stroyberg), die Cousine des Hausherrn, welche nicht nur ihren Cousin insgeheim anhimmelt, sondern auch verblüffende Ähnlichkeit mit der Darstellung einer Vorfahrin auf einem Gemälde im Herrenhaus der De Karnsteins aufweist. Diese Ahnin, mit dem seltsam bekannt klingenden Namen Millarca, ist der Sage nach in einem geheimen Grab auf dem nahen Knochenhügel begraben worden und soll eine Vampirin gewesen sein, die auch ihre eigene Sippe heimgesucht hat.
Als durch das Feuerwerk ausgelöst einige Minen aus dem letzten Krieg unter dem Friedhof in die Luft gehen, findet Carmilla dort tatsächlich des Nachts wie in Trance eine lange verborgene Gruft mit einem verschlossenen Steinsarkophag, der den Namen Millarcas trägt.
Von nun an zeigt sich Carmilla recht verändert, Tiere haben Angst vor ihr und ein junges Mädchen, dem sie am Abend begegnete, wird am nächsten Morgen mit Bisswunden am Hals tot aufgefunden.
Doch ist Carmilla tatsächlich von der Blutsaugerin aus dem Grab besessen, oder tritt hier nur der Wahn einer emotional gepeinigten Frau zutage?


Wie fand ich's?: Mit Et Dieu... créa la femme (F 1956 dt.: ...und immer lockt das Weib) hatte Roger Vadim vier Jahre zuvor seine damalige Gattin Brigitte Bardot zur Sexikone gemacht.
Doch leider hielt die kinderlose Ehe nur kurz (von 1952 bis 1957) und Vadim musste sich nach einer neuen Ehefrau und Muse umsehen. Ersatz fand er in der dänischen Schönheit Annette Stroyberg (*1936; †2005), welche erstmals für Vadim in Les liaisons dangereuses (I/F 1959 dt.: Gefährliche Liebschaften) vor der Kamera stand, jedoch im großartigen Cast des Films (u. a. Jeanne Morau und Jean-Louis Trintignant) etwas unterging.
Zunächst gescheitert im Versuch, seine neue Gattin ebenfalls bei erster Gelegenheit in den Olymp der Filmschönheiten zu befördern, musste ein Stoff her, der genug Möglichkeiten schaffen sollte, die junge Aktrice ebenso sexy wie anspruchsvoll agierend abzubilden.
In der Novelle Carmilla des Iren Sheridan Le Fanu, einem Klassiker der Gruselliteratur und Vorläufer von Bram Stokers Dracula, schien man ein geeignetes Motiv gefunden zu haben. Ein lesbischer Vampir sucht ein junges Mädchen vor aufwendiger Kulisse heim, was wollte man mehr?
In der Tat lieferte dann auch Vadims Kameramann Claude Renoir großartige Bilder ab (man bestaune das nächtliche Feuerwerk über dem Gottesacker in feinstem Technicolor oder die künstlichen Schwarz-Weiß-Traumszenen, in denen plötzlich blutrote Details auftauchen) und Frau Stroyberg glich der Bardot dank ähnlicher Frisur fast wortwörtlich bis aufs Haar; nur leider wirkt der Film auf mich ebenso blutleer wie andere Werke Vadims.
Wer Vadims Segment Metzengerstein aus dem acht Jahre später entstandenen Episodenfilm Histoires extraordinaires (F/I 1968 R.: Vadim/Louis Malle/Federico Fellini dt.: Außergewöhnliche Geschichten) kennt, weiß, wovon ich spreche. Hier wie dort lag der Hauptgesichtspunkt mehr auf den hübschen Bildern als auf der Geschichte, hier wie dort kommt keinerlei Spannung auf, egal ob man Frau Stroyberg oder deren Nachfolgerin Jane Fonda (Ehe mit Vadim von 1965 bis 1973, eine Tochter) zuschaut. Apropos Jane Fonda: Vadims Kultfilm Barbarella (F/I 1968) machte diese wirklich übernacht zum Star (ebenso wie zuvor die B.B., welche im o. g. Histoires extraordinaires statt in Vadims Episode in der seines Kollegen Louis Malle zu sehen ist), ein Vorzug, welcher der heute in Vergessenheit geratenen Annette Stroyberg versagt blieb.
Gerüchte besagen zudem, dass die Rolle des Grafen de Karnstein ursprünglich von Christopher Lee statt von Mel Ferrer gespielt werden sollte; was sicher ein guter Versuch gewesen wäre auf den Erfolg des Hammer Dracula (GB 1958) von Terence Fisher aufzuspringen, zumal Lee 1964 in der italienisch-spanischen Coproduktion La crypta e l'incubo (I/E 1964 R.: Camillo Mastrocinque dt.: Ein Toter hing am Glockenseil) den Grafen Ludwig Karnstein zum Besten gab. Tatsächlich sollte sich dieser Film wesentlich mehr als Vadims an der starken literarischen Vorlage orientieren, ebenso wie die erste von drei Hammer Produktionen (der sogenannten Karnstein-Trilogie) The Vampire Lovers (GB/USA 1970 dt.: Gruft der Vampire) von Roy Ward Baker mit Ingrid Pitt in der Rolle der Vampirin, doch sollten die beiden weiteren Teile dieser Trilogie Jimmy Sangsters Lust for a Vampire (GB 1971 dt.: Nur Vampire küssen blutig) und John Houghs Twins of Evil (GB 1971 dt.: Draculas Hexenjagd) erneut wieder weiter davon abrücken.
Et mourir de plaisir kommt wesentlich zurückhaltender und ich möchte fast sagen französischer daher. Vadims Film ist zum einen klar auf seine visuellen Werte ausgerichtet, erscheint andererseits aber hin und wieder etwas zu geschwätzig und dialoglastig für sein Sujet. Zwar kommt man im letzten Akt was Tempo und Spannung betrifft noch einmal in Fahrt, doch überwog bei mir der Eindruck einer langatmigen Mitte, welche etwas mehr Drive und Spannung benötigt hätte.
Auch wird mir in Vadims Adaption das Motiv des lesbischen Vampirs zu stark an den Rand gekehrt, ist dieses Element doch selbst in der Novelle von 1872 nur wenig verschlüsselt und wird in praktisch allen anderen Filmversionen zumeist als ausgefallenes Hauptelement der Handlung benutzt und als (vermeintliches) Alleinstellungsmerkmal innerhalb des Vampirfilm Subgenres beworben.
Insgesamt ist Et mourir de plaisir ein schöner Bilderreigen in den wundervoll prallen Farben des Technicolor, in der sich aber der Regisseur leider nur selten traut mal so richtig auf den Busch zu klopfen.
Wer eine gediegene, romantische Abwechslung zum britischen Horrorfilm dieser Zeit sucht, mag hier aber durchaus richtig sein.
Die deutsche DVD (Filmclub Edition #11) kommt mit einem fantastischen Bild daher, weißt jedoch auch eine nicht geringe Zahl von fehlenden Frames auf. Zudem wird die Laufzeit auf dem Backcover mit ca. 85 Minuten angegeben, der Film läuft aber real nur 79:03 Minuten.
Interessanterweise scheint es außerdem einige Unterschiede zwischen der (auf der Filmclub DVD enthaltenen) europäischen Fassung des Films und der im englischsprachigen Raum unter dem Titel Blood and Roses vertriebenen Fassung zu geben - die IMDb spricht zusammen mit anderen Quellen sogar von einer Laufzeit von 87 Minuten. Leider war es mir zurzeit nicht möglich diesem Umstand genauer nachzugehen, da mir nur die europäische Schnittfassung vorliegt.


Fazit: Schön anzusehen, aber irgendwie nicht recht befriedigend. Trotzdem für Genrefans sicher durchaus interessant.



Punktewertung: 6 von 10 Punkten