USA 1981
R.: Ivan Passer
Richard Bone (Jeff Bridges) ist ein abgeklärter Versager, genau wie sein bester Kumpel Alex Cutter (John Heard), der in Vietnam nicht nur Glaube und Hoffnung, sondern auch Auge, Arm und Bein verloren hat.
Eines Tages jedoch glaubt Bone in einer regnerischen Nacht Zeuge eines frischverübten Verbrechens geworden zu sein, als er in einer dunklen Gasse jemanden eine Frauenleiche in eine Mülltonne werfen sieht. Doch nicht nur das, er glaubt auch den Täter identifizieren zu können - der schwerreiche Industrielle J. J. Cord (Stephen Elliot) scheint nicht nur beruflich über Leichen zu gehen!
Mehr aufgrund der Nötigungen des stets benebelten Cutter und der Schwester des Opfers fasst Bone den Entschluss Cord zu erpressen, um so doch noch ein besseres Leben führen zu können.
Doch Cord zeigt sich von allem scheinbar gänzlich unbeeindruckt und ignoriert alle Nachstellungen.
Hat Bone sich vielleicht geirrt und ist nun aufgrund seiner Loyalität selbst zu einem Gangster geworden?
Auch die Beziehung zu Cutters depressiver Gattin Mo (Lisa Eichhorn) steht unter keinem guten Stern und allen ist schon lange bewusst, das ihre Existenzen nur noch an seidenen Fäden hängen.
Wie in die Enge getriebene Tiere wagen Bone und Cutter schlussendlich eine letzte Flucht nach vorn ...
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Zeitgenössische Rezensionen sprachen entweder von einem konfusen Flickenteppich von einem Thriller oder bezeichneten ihn als glanzvoll gespieltes, melancholisches Meisterwerk - ich möchte mich letzterer Meinung anschließen.
Ivan Passers Film zeigt sympathische Verlierer dabei sich in einer fixen Idee zu verrennen und ihre gesamte Energie in ein Projekt zu investieren, aus dem sie am Ende auch nur wieder als Verlierer hervorgehen können.
Hierbei sticht besonders die Figur des kriegsversehrten Alex Cutter hervor, der von John Heard perfekt als suchtkranker, sensibler Zyniker dargestellt wird, dem bewusst ist, dass er in seinem (wortwörtlich) kaputten Zustand seiner depressiven Frau keine Hilfe ist, sondern vermutlich sogar der ausschlaggebende Grund für deren Melancholie ist.
1981, als Cutter's Way in die Kinos kam, war der Vietnamkrieg erst etwa seit einem halben Jahrzehnt beendet und die Wunden, die er gerissen hatte, waren noch allzu frisch. Es wundert also nicht, dass einige Anzugträger bei United Artist in der Titelfigur wohl nur wenig Potenzial vermuteten, zahlende Zuschauer in die Lichtspielhäuser zu locken.
Gleiches gilt für den ebenfalls zwiespältigen Bone, der zwar von seinen Bekannten gemocht und akzeptiert wird, allerdings ebenso perspektivlos daherkommt wie sein Buddy Cutter und sogar noch bei nächster Gelegenheit dessen Frau vögelt.
Wie beim klassischen Film noir sind hier die Protagonisten und deren Innenleben interessanter als der recht simple Thrillerplot, durch den sie sich bewegen, doch ist es wohl gerade die Tatsache, dass der Zuschauer bis übers Ende hinaus von der Story in mehreren Punkten weiterhin im Unklaren gehalten wird, die das große Mainstreampublikum abstößt und der Film bisher nur auf wenig Liebe stieß.
So taucht Cutter's Way heute nur in einigen Listen unermüdlicher Genrefans als ewiger Geheimtipp auf, und wird auch selbst bei gelegentlichen Fernsehausstrahlungen gern übersehen - absolut zu Unrecht, wie ich finde!
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Punktewertung: 8,75 von 10 Punkten