Wussten Sie schon, geneigter Leser, dass man mich auch mit einem (praktisch) täglichen Filmtagebuch auf der kleinen, aber feinen, Social-Network-Plattform LETTERBOXD findet?
Nein?
Dann sind Ihnen auch aktuelle Kurzreviews wie diese entgangen:
Sascha Nolte’s
review published on
Letterboxd
:
This review may contain spoilers.
Hier ist es also: das filmische Äquivalent zum lang nach
Bandauflösung noch auf den Markt geworfenen Best-of-Album.
Harrison
Ford ist voll auf Vita Sprint und jagt atemlos (der Mann ist, ja, 73)
durch diesen Film, Chewie, schwer gezeichnet vom vielen Botox, verzieht
kaum die Lefzen und Carrie Fishers Gebiss scheint so schlecht zu sitzen,
dass sie, zumindest im Originalton, ihre Zeilen recht unschön ins Mikro
nuschelt.
Hatte ich schon bei Spectre die kreative Unfähigkeit hoch
bezahlter Drehbuchautoren für Hollywoods Filmschmieden bemängelt, so
liegt der Fall hier noch etwas anders. Hier hat man nämlich scheinbar
bei einem langen Brainstorm einfach die von Fans geschätztesten Szenen
und Elemente der Originaltrilogie gesammelt (Han und Chewie, der noch
von seiner Macht unwissende Jedi, der maskierte Bösewicht und dessen
verunstalteter Lehrmeister, Laserschwertkämpfe, die Cantina Sequenz usw.
etc.), das Ganze etwas abgeändert, so dass jüngere Fans nicht sofort
"Eigenplagiat" schreien und daraus dann einen Ansatz für eine angedachte
neue Trilogie geschaffen. Eine neue Hoffnung als eine neue Hoffnung,
sozusagen.
Dass bei einer solchen Konstruktion unweigerlich neue
Logiklöcher entstehen, ist wohl unvermeidlich, doch bietet The Force
Awakens genug Fanservice, als dass man dies natürlich verzeihen soll
bzw. muss. Zudem beginnt der Film angenehm düster (beim Massaker am Ende
der ersten Szene schüttelte ich ungläubig den Kopf), driftet dann aber
schnell in "witzige" Disneygefilde ab, was besonders durch die
vollkommen unnötige Szene festzumachen ist, in der zwei Gangsterbanden
von riesigen Tentakelmonstern an Bord des Rasenden Falken gejagt werden.
Diese, für den Plot absolut unwichtige Szene, soll reinen Comic relief
bieten, und wirkt damit recht deplatziert im ganzen Geschehen, was man
auch zu Hans plötzlichem, nach Jahrzehnten (!!) erwachten, Interesse an
Chewies Bowcaster sagen kann. Diese Gags funktionieren ebensowenig, wie
der Fakt, dass man aus Luke Skywalker (immerhin der Hauptcharakter der
Originaltrilogie) einen reinen Macguffin macht und Mark Hamill ganze
zwanzig Sekunden Screen Time in diesem Teil einräumt.
O. k. Han tritt am
Ende des Films den Eimer weg (wie der Brite sagt) und Hamill wird
sicher somit ein wesendlicher Bestandteil des nächsten Teils der Serie
werden, doch ist das Drehbuch hier nur noch schludrig runtergeschrieben.
Waren nicht schon zwei Todessterne einer zu viel? Und sehen die
Rebellen-, 'tschuldigung, die Wiederstandsbasis und Lukes Chill-out-area
auf Island nicht nach billig abgefilmten Aussenlocations aus? Maz
Kanatas Kneipe in einem schottischen Schloss anzulegen wirkte auf mich,
wie die Szenerie einer Doctor Who Folge aus den Siebzigern ...
Also bei
allem Respekt - für mich ist das keine Qualitätsware, liebe Leute, aber
immerhin besser als das, was uns Herr Lucas als Prequels
verkaufen wollte!
Also schnell folgen:
Die seltsamen Filme des Herrn Nolte auf Letterboxd!
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!