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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Dienstag, 7. Februar 2017

Die Ewige Stadt im steten Regen

Suburra
I/F 2015
R.: Stefano Sollima

Worum geht's?: November 2011. Die Apokalypse naht.Im Vatikan denkt der Heilige Vater über die Niederlegung seines Amtes nieder, während das organisierte Verbrechen seine Finger gen Ostia, einem Vorort Roms, ausstreckt.
Dort soll das Las Vegas Italiens aus dem Boden gestampft werden und ein umsatzträchtiger Sündenpfuhl aus Glücksspiel und Prostitution entstehen.
Als nach dem Liebesspiel eine minderjährige Mätresse im Hotelzimmer des hochrangigen Politikers Malgradi (Pierfrancesco Favino) an einer Überdosis verstirbt, wird dieser erpressbar und findet sich schnell unter dem Druck zahlreicher Gangster wieder.
Ebenso ergeht es dem Klubbesitzer Sebastiano (Elio Germano), der sich durch Schulden im Würgegriff des Clanchefs Ancleti (Adamo Dionisi), genannt der "Zigeuner", befindet und alles daran setzt, sich aus diesem zu befreien.
Derweil sieht der Nachwuchskriminelle "Nummer 8" (Alessandro Borghi) gelassen der Zukunft entgegen, nicht ahnend, dass das Ende bereits mit großen Schritten naht und auch der unaufhörliche Regen nur schwer das viele, zu vergießende Blut von den Straßen spülen kann.

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Wie fand ich's?: Als Sohn einer Legende ist es mitunter schwer, aus dem übermächtigen Schatten seines berühmten Elternteils zu treten.
Stefano Sollima (* 1966) ist der Sohn des 2015 verstorbenen Sergio Sollima, der Genrefans besonders durch seine Western La resa dei conti (I/E/USA 1966 dt.: Der Gehetzte der Sierra Madre), Faccia a faccia (I/E 1967 dt.: Von Angesicht zu Angesicht) und Corri uomo corri (I/F 1968 dt.: Lauf um dein Leben) ein Begriff sein sollte und besonders bei Freunden des Spaghettiwesterns auch posthum höchstes Ansehen genießt.
Spätestens mit der gefeierten TV-Serie Gomorra - La serie (I/BRD 2014 dt.: Gomorrha - Die Serie) hat sich nun auch Sergios Sohn Stefano bei Italofilmfans als Könner empfohlen und Suburra übernimmt einiges von der großartigen TV-Produktion, die es bereits auf 24 Episoden in zwei Staffeln gebracht hat.
Suburra ist hart, modern und realistisch; dabei gelingen Sollima und seinem Kameramann Paolo Carnera auch immer wieder grandiose Bilder, die dem Film eine hohe Ästhetik verleihen.
Die den Hintergrund bildende Großstadt im Dauerregen kennt man bereits aus anderen Thrillern wie Blade Runner (USA/HK/GB 1982 R.: Ridley Scott) oder Se7en (USA 1995 R.: David Fincher dt.: Sieben), wirkt aber trotzdem nie abgedroschen, sondern spendet zusätzliche Atmosphäre und unterstreicht die angedachte Endzeitstimmung.
Sollima zeigt einerseits ein vollkommen korruptes Rom, in dem Gier und Egoismus regieren, andererseits entwirft er das Bild einer Gewaltspirale, in der am Ende Gewalt immer nur neue Gewalt zur Folge hat und selbst die "kleinen Leute" und ewigen Mitläufer zu extremen Mitteln gezwungen werden.
Stefano Sollima widmete Suburra seinem verstorbenen Vater und sollte er auch nicht unbedingt in dessen (Genre-)Fußstapfen treten, so übernimmt er vielleicht das abgelegte Zepter des Mafiafilms vom 2013 verstorbenen Damiano Damiani, dessen TV-Miniserie La piovra (I/F/GB/BRD 1984 dt.: Allein gegen die Mafia) stilbildend war und wie ein Vorläufer von Gomorra - La serie wirkt.

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Fazit: Ein modernes Meisterwerk des italienischen Mafiathrillers.
Man darf gespannt sein, was aus den Händen seiner Macher darauf wohl noch folgen kann und wird.





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Punktewertung: 9,5 von 10 Punkten