Egal ob Exploitation, Gialli, Horror oder Sci-Fi...
Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Freitag, 26. Dezember 2014

The Twilight Blog #12 - Was man so braucht...

The Twilight Zone - Staffel 1, Episode 12
What You Need (dt.: Der Hausierer)
B.: Rod Serling nach einer Geschichte von Lewis Padgett
R.: Alvin Ganzer
US-Erstausstrahlung: 25. Dezember 1959 (BRD: ?)


Die Story: Der freundliche Straßenhändler Pedott (Ernest Truex) zieht unglücklicherweise das Interesse des Kleinkriminellen Renard (Steve Cochran) in einer Bar auf sich, als der abgebrannte Renard verblüfft erkennt, dass der Hausierer die Bedürfnisse anderer Leute vorhersieht, noch bevor diese ihrer selbst gewahr werden. Schon bald bahnt sich eine tödliche Situation zwischen den beiden, ungleichen Männern an.


Das Zwielicht durchbrochen: Bei dieser Episode verschmilzt eine überdurchschnittlich gute Story (aus der Feder des Ehepaars Kuttner und Moore unter ihrem gemeinsamen Pseudonym Lewis Padgett) mit einer überdurchschnittlichen schauspielerischen Gesamtleistung, was diese Episode insgesamt aus dem Gros der Folgen heraushebt.
Ist es in der Kurzgeschichte noch eine Maschine, welche die Bedürfnisse der Leute erkennt, so scheint auch hier Serlings Liebe für die kleinen Leute durch, und wie in One for the Angels (S.1/E.2) steht ein grundsympathischer Hausierer im Mittelpunkt der Story, der hier zwar nicht vom Deiwel in Person bedrängt wird, aber es immerhin mit einem wahrlich bedrohlich aufspielenden Steve Cochran zu tun bekommt.
Cochran (*1917; †1965) war Zeit seiner Karriere so etwas wie der ewige Nebendarsteller, den man besonders als Fan von Western und Gangsterfilmen der 40er und 50er Jahre in zahlreichen Filmen wahrgenommen haben kann, dessen bekannteste Rolle aber die des Big Ed in Raoul Walshs Meisterwerk White Heat (USA 1949 dt.: Maschinenpistolen) war. Cochran verstarb 1965 an einer verschleppten Lungenentzündung auf seiner Jacht vor der Küste Guatemalas, wo seine Leiche in Gesellschaft dreier, weiblicher Assistenten über eine Woche lang dahinsegelte, weil keine der Damen wusste, wie man ein Segelboot navigiert. Manchmal kommt die Realität der Twilight Zone halt erschreckend nahe...


Episodenwertung: ***,75/5

Freitag, 19. Dezember 2014

Ich Boss - Du nix!

Boss Nigger
USA 1975
R.: Jack Arnold


Worum geht's?: Der Wilde Westen.
Die zwei schwarzen Kopfgeldjäger Boss (Fred Williamson) und Amos (D'Urville Martin) stolpern auf der Suche nach einem lukrativen Fang in ein weißes Städtchen, welches nicht nur einen Sheriff sucht, sondern auch vom berüchtigten Ganoven Jed Clayton (William Smith) und dessen räudiger Gang belagert wird.
Die Situation schnell ergreifend, ernennen sich Boss und Amos kurzerhand zu Sheriff und Deputy, sehr zum Unwillen des durchtriebenen Bürgermeisters (R.G. Armstrong), der mit Clayton ein zu seinen Kosten gehendes Waffenstillstandsabkommen getroffen hat.
Von wenigen Ausnahmen, wie der lebenslustigen Lehrerin Miss Pruitt (Barbara Leigh), abgesehen, machen sich die neuen Gesetzeshüter keine Freunde in dem kleinen Kaff, besonders als sie beginnen ihre eigenen Gesetze aufzustellen. So steht bald nicht nur die Benutzung des rassistischen N-Words unter Strafe, Boss beginnt auch noch die ausgegrenzte, mexikanische Bevölkerung aus den Reserven des Städtchens zu ernähren.
Die Spannungen wachsen, und als der Bandit Clayton seine Finger nach der, zuvor von Boss und Amos bei einem Banditenüberfall geretteten, Clara Mae (Carmen Hayward) ausstreckt, setzt dieses vollends Feuer an ein Dynamitfass aus Rassismus, Brutalität und Vorurteilen...


Wie fand ich's?: Schon der Titel ist pure Provakation und so unkommerziell, dass vor einigen Jahren eine US-DVD unter dem kürzeren Alternativtitel Boss veröffentlicht wurde.
Boss Nigger beginnt als eine sarkastische Parodie auf Filme wie High Plains Drifter (USA 1973 R.: Clint Eastwood dt.: Ein Fremder ohne Namen) und endet als fast realitätsnahes Drama ohne wahre Gewinner.
Regie führte Jack Arnold (*1916; †1992), der heute wohl der breiten Schicht lediglich als Meister solcher Creature Features wie Tarantula (USA 1955) oder Creature from the Black Lagoon (USA 1954 dt.: Der Schrecken vom Amazonas) im Gedächtnis ist. Dabei schuf Arnold auch knuffige Komödien, harte Western und viel TV. Sein zynischer Thriller The Swiss Conspiracy fand bereits zuvor in diesem Blog Beachtung, ein Film, der ein ebenso düsteres Ende wie Boss Nigger besitzt und der nur wenig später in die Lichtspielhäuser kommen sollte.
Das Drehbuch zu Boss Nigger verfasste Hauptdarsteller Fred Williamson persönlich. Williamson, dessen American Football Karriere ihm den Spitznamen "The Hammer" eingebracht hatte, war durch seine Rolle als Black Caesar (USA 1973 R.: Larry Cohen dt.: Der Pate von Harlem) zu einem Star des Blaxploitation-Kinos geworden und versuchte nun mit dem, von ihm auch produzierten, Film einen Western für ein schwarzes Publikum zu schaffen. Dazu nahm er bekannte Versatzstücke des Genres, stellte aber die schwarzen Protagonisten als geistig wie körperlich klar überlegen dar.
Wie Eastwood trägt auch Williamson ein Zigarillo im Mundwinkel, ein Zeichen seiner dominanten Männlichkeit, die Frauen reihenweise in die Knie zwingt.
Als Sidekick wählte man D'Urville Martin aus, der bereits viele Male mit Williamson vor der Kamera gestanden hatte und der sich mit ihm im Film ständige Wortgefechte liefert.
Da Williamson zu viel Mann für nur eine Frau ist, mussten direkt zwei Love interests her: Barbara Leigh und Carmen Hayward durften schmachten und dem Herrn zu Füßen liegen.
Angereichert mit etwas christlicher Symbolik (gerade im Italowestern immer wieder gern verwendet) entstand so ein äußerst gelungenes Spätwerk, welches den Vergleich mit Arnolds früherem Westernklassiker No Name on the Bullet (USA 1959 dt.: Auf der Kugel stand kein Name) kaum scheuen muss.


Fazit: Hinter dem provokanten Titel versteckt sich sowohl für Freunde des Westerns, wie auch für Fans des Blaxploitationfilms ein wahres Fest.



Punktewertung: 8,25 von 10 Punkten