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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Sonntag, 14. September 2014

Der Jo-Jo-Effekt

Sukeban deka bzw. スケバン刑事
J 1987
R.: Hideo Tanaka


Worum geht's?: An einer, von ihren Insassen schlicht nur Höllenburg genannten, Privatschule plant der sinistere Schulmeister Hattori (Masatô Ibu) den Staatsstreich.
Als jedoch einem Schüler die Flucht gelingt, setzt man die Schülerin Saki (Yōko Minamino), einen Girl Cop in Schuluniform mit tödlichem Jo-Jo und ihre Kolleginnen auf den Fall an.
Ein verzweifelter Kampf beginnt, bei dem die junge Megumi (Ayako Kobayashi) zudem hofft, ihren Bruder Kikuo (Tetta Sugimoto) aus den Fängen der teuflischen Erziehungsanstalt befreien zu können.


Wie fand ich's?: Nach einem viele Millionen Male verkauften Manga, einer erfolgreichen Fernsehserie, die in drei Staffeln jeweils eine neue Heldin etablierte, und einem 72-minütigen Fernsehspezial, war der dritte Schritt klar: Ein Kinofilm musste her. Unter der Leitung Hideo Tanakas (*1933; †2011), der schon bei Folgen der Fernsehserie Regie führte, entstanden in schneller Folge gleich zwei Filme für die japanischen Lichtspielhäuser - dieser und das Sequel Sukeban deka: Kazama san-shimai no gyakushû (J 1988 R.: Hideo Tanaka). Während der hier besprochene erste Teil auf die zweite Staffel der Fernsehserie Bezug nimmt, bezieht sich das Sequel auf die dritte Staffel und weist so eine andere Heldin und Hauptdarstellerin auf. Stil, Atmosphäre und Inszenierung des Kinofilms unterscheiden sich kaum von der Fernsehserie, sodass ich hier jedem dem dieser Film gefällt auch die TV-Reihe ans Herz legen darf.
Hier wie dort muss sich ein zwangsrekrutiertes Schulmädchen gegen finstre Typen durchsetzen, die das japanische Schulsystem unterwandern. Bewaffnet ist die junge Dame mit einem, aus einer besonders harten Polymer-Legierung geformten, Jo-Jo, in dessen Inneren sich zudem eine versteckte Polizeimarke versteckt.
Sukeban deka ist ebenso bunt, wie dreckig und düster. Heftige Feuergefechte und meterhohe Explosionen wechseln sich mit süßlichem J-Pop ab - da wundert es nicht, dass Hauptdarstellerin Yōko Minamino nicht nur Fotomodell, sondern genau wie ihre Kollegin Yui Asaka aus der dritten Staffel (hier im ersten Kinofilm in einer Nebenrolle zu sehen) auch eine gefeierte Popsängerin und ein großes Jugendidol war.
Das Sukeban deka ursprünglich auf einem Manga basiert, es sich hier also im westlichen Sinn um eine Comicverfilmung handelt, ist jederzeit am überbordenden Mix aus Schuldrama, Polizeithriller und Sci-Fi erkennbar, wobei man sagen muss, dass Hideo Tanaka weitgehend vollkommen auf eine aus Musikvideos bekannte Ästhetik verzichtete, sondern (budgetbedingt?) den meisten Szenen einen schmutzigen, fast realistischen Touch verlieh.
Nach den beiden Kinofilmen riss der Erfolg des Franchise nicht ab. Es folgten 1991 eine Animeserie und zuletzt 2006 eine neue Realfilmauflage namens Sukeban deka: Kôdo nêmu = Asamiya Saki (J 2006 R.: Kenta Fukasaku dt.: Yo-Yo Girl Cop).


Fazit: Ebenso urjapanisch wie unterhaltsam - ein "triviales Action-Epos" (so das Lexikon des internationalen Film) mit dem Charme der 80er, abgeschmeckt mit einem Hauch von Wasabi und Sojasoße...


Punktebewertung: 7,5 von 10 Punkten