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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Donnerstag, 5. März 2015

Bis das Herz bricht...

The Power (Die sechs Verdächtigen)
USA 1968
R.: Byron Haskin


Worum geht's?: In einer geheimen US-Forschungseinrichtung brennt die Luft, als Prof. Hallson (Arthur O'Connell) eine ungewöhnliche Entdeckung seinerseits aufdeckt. Bei der Auswertung anonymer Fragebögen aller Angestellten stieß der nervöse Wissenschaftler auf den Datensatz eines seiner Kollegen, der diesen als einen Übermenschen mit telekinetischen Fähigkeiten jenseits unserer eigenen, bescheidenen Vorstellungen ausweist.
Da selbst Akademiker und Militärs sich scheinbar nur ungern als allmächtige Mutanten outen, gibt sich keiner der Anwesenden als der potenzielle Mindfreak zu erkennen, macht aber seinen Standpunkt bezüglich seiner neu gewonnenen Popularität schnell klar, als er Hallson auf bizarre Weise ums Leben bringt.
Als Sündenbock fungiert der smarte Professor Tanner (George Hamilton), dessen Reputation auf wundersame Art und Weise innerhalb von Stunden zerstört wird und der sich zusammen mit seiner Freundin und Kollegin Margery (Suzanne Pleshette) auf die Suche nach dem wahren Übeltäter macht.
Einen ersten Anhaltspunkt bietet der Name "Adam Hart" den Hallson vor seinem vorzeitigen Abtreten noch auf ein Stück Papier kritzelte. Doch auf der Suche nach dem mörderischen Supermenschen stößt Tanner auf mehr Fragen als Antworten...



Wie fand ich's?: Bei manchen Filmen fragt man sich nach einem guten Stück: wie zum Teufel wollen die das vernünftig auflösen? Und dann kommt das Ende und man wundert sich über die (manchmal so gar sehr kunstvolle) Auflösung eines Rätsels, die man so nicht erwartet hatte.
So auch hier, doch (und so viel Spoiler muss leider sein) hinterlässt The Power seine Zuschauer mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, der den Screenshots in diesem Eintrag gleichen mag.
Byron Haskins letzter Film beginnt großartig und spannend, wirft im weiteren Verlauf tolle Fragen auf, doch kloppt er einem dann so dermaßen die vermeintliche Lösung vor dem Kopf, dass man diesen nur verwundert schütteln will. Man fragt sich, ob den Machern die Auflösung vielleicht irgendwann schnurz war und ob das Rätsel sich folglich selbst genügen sollte...
Tatsächlich nimmt The Power Handlungsteile von De Palmas The Fury (USA 1978 dt.: Teufelskreis Alpha) und Cronenbergs Scanners (CAN 1981) bereits einige Jahre zuvor vorweg, doch wo diese ihre Storys halbwegs gelungen auflösen, gelingt es dem auf einem Roman von Frank M. Robinson basierenden Film nicht alle oder nur einige lose Enden im Finale sinnvoll zu verbinden.
Trägt der Film lange Zeit alle Elemente eines Whodunit so ist bereits die Auflösung, wer denn hinter den Morden an den nerdigen Akademikern steckt, eine herbe Enttäuschung. Damit nicht genug liefert man auch noch einen wahrlich unvorhersehbaren Endtwist, der aller Logik entbehrt und den Zuschauer vollends verwirrt. Mehrere Quellen geben an, dass das Ende der Romanvorlage den gleichen Kniff aufweist, jedoch auf einer düsteren Note ausklingt, was zumindest doch noch etwas zur Atmosphäre des letzten Akts beigetragen hätte.
Andererseits unterhält The Power in den ersten zwei Dritteln seiner Laufzeit erstklassig. Die Frage, ob dass schon für eine gute Endbewertung reicht, muss jeder Zuseher für sich selbst entscheiden.
Neben George Hamilton, der hier manchmal wie Anthony Perkins attraktiverer Halbbruder auf mich wirkte, sind Suzanne Pleshette und Michael Rennie in Nebenrollen zu bewundern. Pleshette hatte ihre größte Rolle bereits 1963 in Hitchcocks The Birds (USA dt.: Die Vögel) gespielt, wo sie als sympathische Lehrerin ein sehr fotogenes Opfer der titelgebenden Flatterviecher wurde.
Michael Rennie war bereits 1936 ein Stand-In in Hitchcocks Secret Agent (GB 1936 dt.: Geheimagent) gewesen, bevor er durch seine Rolle des Klaatu in Robert Wises The Day the Earth Stood Still (USA 1951 dt.: Der Tag, an dem die Erde still stand) solche Popularität erlangte, dass er persönlich im Song Science Fiction/Double Feature aus The Rocky Horror Picture Show (GB/USA 1975 R.: Jim Sharman) erwähnt wurde - Gleiches gilt übrigens auch für George Pal, den nicht weniger legendären Produzenten des Films. Rennie war 1968 mehr oder weniger am Ende seiner Karriere angekommen, er hatte im gleichen Jahr noch in Antonio Margheritis leicht überdurchschnittlichem Giallo Nude... si muore (I 1968 dt.: Sieben Jungfrauen für den Teufel) vor der Kamera gestanden und sollte als Dr. Odo Warnoff im Europudding-Monsterklopper Los monstruos del terror (E/BRD/I 1970 R.: Demicheli/Fregonese/Meichsner dt.: Dracula jagt Frankenstein) seine wenig glamouröse Abschiedsvorstellung geben.
Weiterhin kann man Yvonne De Carlo (Lily Munster forever!), Earl Holliman (s.h. The Twilight Blog) und Aldo "We're No Angels" Ray in kleineren Rollen entdecken - was den Film letztendlich natürlich noch weiter aufwertet.
Insgesamt ist The Power eine glänzende Rakete, deren Triebwerke kurz vorm Erreichen des Ziels sprotzend verrecken, sodass man das ganze Raumfahrtprojekt am liebsten unter den Teppich kehren möchte. Allerdings erinnert man sich nur zu gern an das glanzvolle Projektil und wie stolz es da im Sonnenlicht stand. Na ja, manchmal sind verklärte Erinnerungen eben alles was bleibt...



Fazit: Die alte Geschichte vom schönen Scheitern. Ist das Äußere noch sehr delikat, so kommt der Kern des Ganzen schimmlig und hohl daher. Trotzdem sei hier eine klare Sehempfehlung an alle Sci-Fi- und Verschwörungsthrillerfans ausgesprochen.




Punktewertung: 6,75 von 10 Punkten