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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Samstag, 18. Juli 2015

Lustig war's!

Vigilante (Streetfighters)
USA 1983
R.: William Lustig


Worum geht's?: New York City in den frühen Achtzigern. Die Stadt ist ein Sumpf aus Verbrechen, Brutalität und Korruption. Auch die Familie des zurückhaltenden Malochers Eddie Marino (Robert Foster) wird am helllichten Tag Opfer eines kaltblütigen Gewaltverbrechens.
Eine Bande verfolgt die junge Frau Eddies (Rutanya Alda) und ihr kleines Kind bis zu deren Wohnung und überfällt die beiden wehrlosen Personen wenig später mit grausamen Folgen - das Kind stirbt durch einen Schuss aus einer Schrotflinte, die Mutter ringt mit schwersten Stichverletzungen in einem Krankenhaus mit dem Tode.
Am Tage der Gerichtsverhandlung wird Eddie zudem Opfer eines schmierigen Winkeladvokaten (Joe Spinell) und eines korrupten Richters (Vincent Beck), der, nachdem er den angeklagten Anführer der sadistischen Mörderbande (Willie Colón) zu nur zwei Jahren auf Bewährung verurteilt hat, vom nun vollends aufgebrachten Eddie mit dem Leben bedroht wird, sodass dieser anstelle des Kriminellen postwendend hinter schwedischen Gardinen landet.
Dort drohen dem Unschuldigen nicht weniger monströse Gefahren als auf den Straßen des Big Apples, auf denen Eddies wuterfüllter Arbeitskollege Nick (Fred Williamson) mit seiner selbst geschaffenen Bürgermiliz auf eigene Faust unbarmherzig nach den Urhebern der Verbrechen sucht.


Wie fand ich's?: Mit denen seines deutschen Namenvetters Peter haben die Werke des amerikanischen Filmschaffenden William Lustig wahrlich nichts gemein. Stapfen bei dem einen fröhliche Latzhosenträger über Wiesen voller Löwenzahn, so regiert beim anderen Gewalt und Düsternis. Filme wie Maniac (USA 1980), Relentless (USA 1989 dt.: Der Sunset Killer), Maniac Cop (USA 1988) und dessen erstes Sequel Maniac Cop 2 (USA 1990) gehören heute zu Recht zu den Kultklassikern des US-Exploitationkinos und zeugen vom kurzen Lauf, den der 1955 in der Bronx geborene Lustig vom Beginn bis zum Ende der 80er Jahre als Regisseur hatte.
Zuvor hatte er unter dem Pseudonym Billy Bagg Ende der 70er zwei Hardcorefilme (The Violation of Claudia von 1977 und Hot Honey von 1978) mit der New Yorker Pornolegende Jamie Gillis (* 1943; † 2010) gedreht, heute ist er der Kopf des Medienlabels Blue Underground, das nicht nur seine eigenen Filme wiederveröffentlicht, sondern sich auch ständig weiterer Klassiker des internationalen Genrekinos respektvoll annimmt.
Mit Vigilante begab sich Lustig 1983 in das Reich des urbanen Rachethrillers, dessen übermächtiger, wenngleich umstrittener, Genreprimus Death Wish (USA 1974 R.: Michael Winner dt.: Ein Mann sieht rot) fast eine Dekade, dessen Sequel Death Wish II (USA 1982 R.: Michael Winner dt.: Der Mann ohne Gnade - Death Wish 2) jedoch gerade mal ein Jahr zuvor kräftig an den Kinokassen abgeräumt hatte.
Wie Death Wish zeichnet auch Lustigs Vigilante einen von Bandenkriminalität zerfressenen Big Apple, in dem Zivilisten beginnen Jagd auf Straftäter zu machen. Ist Bronson in seinem Kampf noch allein, so spricht Vigilante bereits in der allerersten Szene noch vor dem Titel von einer kleinen Bürgermiliz, welche gemeinschaftlich trainiert und zuschlägt. Anders als in Death Wish lehnt es Eddie Marino, die Hauptfigur aus Vigilante, aus moralischen Gründen kategorisch ab, das Recht in die eigenen Hände zu nehmen und wird erst zum Ende des Films doch noch gegen seine eigene Überzeugung zum brutalen Rächer. Hier ist Vigilante tatsächlich subtiler als Death Wish, dessen von Brian Garfield 1972 verfasste Romanvorlage seine Zentralfigur als immer soziopathischer werdenden Charakter darstellt, dessen Verhalten fast einem Serienmörder gleicht. Demgegenüber stellt Winners Filmadaption Kersey als heldenhaften Rächer der Geschändeten und Bedrohten dar, dessen Handeln zu bewundern sein soll.
Wenn in Lustigs Film hingegen die Bürgermiliz (deren Boss kein Geringerer als Fred Williamson - der "Hammer" persönlich - ist) einen schmächtigen Kleindealer gnadenlos über ein Abrissgelände hetzt, fragt man sich als Zuschauer, ob dieses Handeln tatsächlich nötig oder gar in irgendeiner Art und Weise gerechtfertigt ist. Zudem müsste man schon eine sehr zynische Weltanschauung besitzen, um zum Schluss von Vigilante so etwas wie ein Happy End erkennen zu können. Stattdessen zeigt der Film eine sich ständig weiterwindende Gewaltspirale, in der es keine Gewinner geben kann und in der Gewalt stets Gegengewalt erzeugen wird.


Fazit: Ein fieser Abstieg in die Niederungen der Selbstjustiz - schnell, zielstrebig, gnadenlos unterhaltsam und mit einem hoffentlich abschreckenden Ende.



Punktewertung: 8 von 10 Punkten