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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Samstag, 23. Dezember 2017

Von Gangstern und Gespenstern

Hold That Ghost! (Vorsicht Gespenster!)
USA 1941
R.: Arthur Lubin


Worum geht's?: Kalifornien zu Beginn der 40er-Jahre.
Chuck (Bud Abbott) und sein Kumpel Ferdi (Lou Costello) quälen sich von Job zu Job. Mal verdingen sie sich mehr schlecht als recht mit einer eigenen Tankstelle, dann mühen sie sich als Aushilfskellner in einem Nobelrestaurant ohne Aussicht auf Besserung der eigenen Situation.
Doch unverhofft kommt oft, und eines Tages landen die beiden nach einer Reihe sonderbarer Zufälle im Wagen des Gangsterbosses Moose Matson (William B. Davidson), der jedoch, von der Polizei zusammengeschossen, auf dem Rücksitz der Karosse verreckt.
Das Testament in den Händen des abgezockten Gauners macht die beiden Pechvögel zu Erben des Vermögens des Ganoven, erbt doch der, der Moose als Letztes buchstäblich am Nächsten stand.
Nicht, dass es viel zu erben gebe - Moose soll sein Geld stets nur "im Kopf" gehabt haben, aber es gibt da eine heruntergekommene, aufgegebene Taverne irgendwo an der Landstraße, die den beiden nun gehören soll.
Zum Weg dorthin nimmt den Bus, der natürlich ebenfalls von zwielichtigen Gestalten gefahren wird, welche die Reisegesellschaft in stürmischer Nacht einfach am Ziel ohne ihr Gepäck stehen lassen.
In der Dunkelheit gestrandet, richtet man sich in der abgeranzten Spelunke halbwegs häuslich ein, neben Chuck und Ferdi, sind da noch ein junger, intellektueller Doktor (Richard Carlson), eine etwas affektierte Radio-Actrice (Joan Davis), eine sympathische Kellnerin (Evelyn Ankers) und der halbseidene Charlie Smith (Marc Lawrence), dessen Leiche schon bald allen als Erstes den Abend versaut, bevor eine schaurig-kauzige Gespensterjagd entbrennt, die kein Auge trocken lässt.
Denn nicht nur, dass der Verstorbene Moose seine Kaschemme mit allerlei versteckten Extras versehen hat, auch schleichen finstere Gestalten durch die Nacht und Ferdi wird gar Zeuge einiger wahrhaft paranormaler Aktivitäten!

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Wie fand ich's?: Das Abbott und Costello es in Deutschland nie zur gleichen Bekanntheit ihrer Kollegen gebracht haben hat mich stets verwundert. Jeder, der sich hierzulande für schwarz-weiße Comedyklassiker interessiert, kennt Laurel & Hardy, die Marx Brothers oder sogar die bereits etwas obskureren Three Stooges, doch nur Eingeweihte sind über das Duo Abbott & Costello gestolpert.
Dabei waren die Beiden so etwas wie Akkordarbeiter im Bereich der Comedy, die es als Duo auf ganze 36 Hollywood-Filme plus ein gemeinsames Cameo bringen, eigene Radio- und Fernsehshows hatten und karrieretechnisch dermaßen unter Strom standen, dass sowohl Abbott wie Costello schwerste Sucht- und Gesundheitsprobleme zu schaffen machten.
So war Bud Abbott lange Jahre ein schwerer Trinker, der mit dem Suff seine Epilepsie kurieren wollte und seinen Partner mit nur 40 % des erwirtschafteten Gewinns abspeiste, dieser hatte sich 1943 wohl aufgrund vollkommener Überarbeitung das eigene Immunsystem zerstört und musste aufgrund eines rheumatischen Fiebers ein halbes Jahr mit jeglicher Arbeit aussetzen.
Im selben Jahr verstarb dann auch noch kurz vor seinem ersten Geburtstag Costellos Sohn Butch, als dieser aus seiner Krippe kletterte und im hauseigenen Pool ertrank. Wohl unfähig anders als wie ein kaltschnäuziger Profi auf eine solche Situation zu reagieren, brach Costello trotz der Todesnachricht seines Kindes die soeben begonnene Radioshow nicht ab. Jedoch trennte er sich wenig später von seiner Frau, der er die Schuld für das Unglück gab und auch seine Beziehung zum dominanten Arbeitspartner Abbott sollte deutliche Risse bekommen.
Leiden die ersten Filme des Komikerduos über ein Zuviel an Musicalnummern, so rahmen hier zwei Auftritte von Ted Lewis und den Andrew Sisters die Haupthandlung gottseidank nur ein und hindern nicht den Fluss und das schöne Timing der Gruselklamotte.
Hold That Ghost! steht ganz in der Tradition früher Haunted house movies wie z. B. Paul Lenis Stummfilmklassiker The Cat and the Canary oder James Whales The Old Dark House (USA 1932 dt.: Das Haus des Grauens). Wie in beiden Beispielen kommen auch hier starke Kriminalfilmelemente zum Tragen, die auch (zumindest zum Teil) den Spuk erklären.
Sollten Abbott & Costello in ihrem bekanntesten (hierzulande sogar in einem schönen Mediabook von Koch Media veröffentlichten) Film, Bud Abbott & Lou Costello Meet Frankenstein (USA 1948 R.: Charles Barton), noch tatsächlich auf Dracula (in Ur-Form: Bela "Ich trinke keinen Wein" Lugosi), Frankensteins Monster (etwas befremdlich: Glenn Strange) und den Wolfmenschen (ebenfalls klassisch und Universal besetzt: Lon Chaney Jr.) treffen, so kommt Hold That Ghost! auch ganz gut ohne die geballte Starpower aus - was nur für den Film spricht!
In späteren Jahren ihrer Karriere war das Duo nämlich auf solche "Zusatzschauwerte" mehr oder weniger abonniert, und so trafen sie auch noch auf den Unsichtbaren (Bud Abbott & Lou Costello Meet the Invisible Man von 1951), der leider nicht von Claude Rains dargestellt wurde und auf Dr. Jeckyll und dessen böses Alter Ego (in Abbott & Costello Meet Dr. Jeckyll and Mr. Hyde), der diesmal von Boris Karloff dargestellt wurde, welcher sich zuvor noch zierte in ... Meet Frankenstein erneut seine stilbildende Rolle zu spielen ...

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Fazit: Noch bevor Lou und Bud auf Lugosi und Konsorten treffen sollten, waren die beide bereits vom Grauen umzingelt - ein herrlicher Spaß für die ganze Familie!










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Punktewertung: 8 von 10 Punkte!