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Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Sonntag, 30. September 2018

Gefangen im brennenden Neonschein der Leinwand

Dead End Drive-In (Crabs ...die Zukunft sind wir)
AUS 1986
R.: Brian Trenchard-Smith


Worum geht's?: Australien zur Mitte der 90er.
Nach dem weltweiten Zusammenbruch der Finanzmärkte, der Verseuchung der Weltmeere und dem globalen Aufkommen von Unruhen und Ausschreitungen ist auch Down Under nicht mehr alles zum Besten bestellt.
Gangs machen die Straßen unsicher, auf denen Abschleppunternehmen um die blutbefleckten Überbleibsel meist fataler Verkehrsunfälle kämpfen.
Nur in der Liebe und bei Balz ist noch alles beim Alten, und so macht sich der junge Jimmy (Ned Manning), Rufname: Crabs (dt.: Filzläuse - auch wenn unser Held eher sauber und makellos daherkommt), eines Abends auf, mit seiner Dulzinea Carmen (Natalie McCurry) das örtliche Autokino zum Zwecke körperlicher Betätigung aufzusuchen.
Dort ist nach dem Entrichten des Eintrittsgeldes beim etwas sonderbar erscheinenden Kinobesitzer Thompson (Peter Whitford) auch schnell nicht nur der Film, sondern auch die Romantik im hinteren Teil des vom älteren Bruder geliehenen Chevy, im Gange, sodass Jimmy zunächst entgeht, dass ihm so eben zwei Weißwandreifen geradezu buchstäblich unterm nackten Arsch weg geklaut worden sind - und, wie der smarte Bursche schnell kapiert, dazu noch von der lokalen Polizei.
So gestrandet, verbringt man die Nacht notgedrungen im Drive-in, jedoch nur, um am nächsten Morgen verblüfft festzustellen, dass das Freilichtkino freilich ein hoch umzäuntes Internierungslager für unzählige Jugendliche und Heranwachsende ist, welche in und zwischen ihren ausgeschlachteten Wagen die Zeit mit Drogen, Spiel, Gewalt und Fast Food vertreiben.
Haben sich seine Altersgenossen bereits mit ihrem Schicksal abgefunden, so plant Jimmy allein eine mitunter spektakuläre Flucht ...

***

Wie fand ich's?: Vor einiger Zeit wurden hierzulande Independentproduktionen wie Turbo Kid (CAN/NZ/USA 2015) und Kung Fury (S 2015) für ihren neubeschworenen 80er-Jahre-Retrocharme innerhalb des zeitgenössischen Actionkinos regelrecht gefeiert. Von neuen Instant-Kultfilmen war die Rede - dabei hatte man (nicht nur in hiesigen Gefilden) noch gar nicht das filmische Erbe eben dieser heute gern verklärten Ära in vollem Umfang (neu-)gesichtet und erschlossen.
So schuf Brian Trenchard-Smith im Fahrwasser solcher Ozploitation-Knaller wie Mad Max 2 (AUS 1981 R.: George Miller) oder dessen Vorgänger (AUS 1979) einen zeit- und sozialkritischen Endzeitfilm in den schönsten Neonfarben und unterlegte diesen mit feinem New-Wave-Pop, was den Gehalt an 80er-Jahre-Zeitkolorit noch weiter in die Höhe schraubt, auch wenn der Film ganz selbstbewusst zehn Jahre nach seiner Produktionszeit in der Zukunft spielen will.
Mit Dokus wie The Stuntmen (AUS 1973) und Kung Fu Killers (AUS 1974) hatte Trenchard-Smith schon sehr früh in seiner Karriere seine Zuneigung für das Handwerk der Stuntmänner und Kaskadeure kundgetan, und so muss auch Dead End Drive-In natürlich mit einem irrwitzigen Autostunt sein Ende einläuten, welcher mit seinem beinah 50 Meter weiten Sprung durch die Neonreklame des Autokinos sogar einen neuen Rekord aufgestellt haben soll.
Wenn es so etwas wie eine Top Ten des Feel-Good Movies des postapokalyptischen Actionfilmgenres gibt, dann kann man dort Dead End Drive-In besten Gewissens einen der vorderen Plätze reservieren.
Zwar ist Trenchard-Smith' Film nicht gänzlich ohne böse Satire- und Gewaltspitzen, doch hat man stets das Gefühl, dass es ihm in erster Linie um Spaß und Atmosphäre geht.
Dem aufmerksamen Betrachter und Kenner des Ozploitationfilms entgeht zudem nicht, dass auf der Leinwand des Autokinos Szenen aus Trenchard-Smiths The Man From Hong Kong (AUS 1975 dt.: Der Mann von Hongkong) und Turkey Shoot flackern.

***

Fazit: Ein neonleuchtender, pulsierender Partymix aus Action, Jugendrebellion und Autokult. Nicht einzigartig was seine Teile betrifft, aber ein wahres Unikat im Ganzen.

Punktewertung: 7 von 10 Punkten