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Samstag, 24. November 2018

Notas Cinematic 2: So cool, dass der Schnee schmilzt

Schneeflöckchen
BRD 2017
R.: Adolfo J. Kolmerer

In aller Kürze: Mit Schneeflöckchen wurde ein weiterer längst überfälliger Versuch gestartet, so etwas wie einen eigenständigen deutschen Genrefilm zu schaffen. Zuletzt konnte in dieser Hinsicht besonders Der Bunker (BRD 2015) bei mir punkten, wurde hier doch etwas für unsere Filmlandschaft vollkommen Neues versucht: ein surreales Sci-Fi-Märchen, mit bizarrer Atmosphäre und ebensolchem Witz, welches hierzulande beinah ohne Vergleichspunkte ist. 
Nun versucht sich Schneeflöckchen auch am wilden Genremix, bedient sich ebenfalls der märchenhaften Fantasy und einer leicht (post-)apokalyptischen Stimmung, aber noch viel mehr greift man auf Versatzstücke des US-amerikanischen Buddymovies zurück und dies mit zwei äußerst auf cool getrimmten Gangsterfiguren, die mordend und sprücheklopfend durch die Szenerie stolpern. Wer also geglaubt hat, anno 2017 würde niemand mehr sich am Frühwerk eines Herrn Tarantino orientieren, da dies mittlerweile schon lange zu einem überstrapazierten, abgeschmackten Klischee verkommen sei, der sieht sich hier eines Besseren belehrt: Schneeflöckchen bemüht zunächst mal tatsächlich wieder das Konzept vom coolen, sich ständig neckenden Killerpärchen, bevor es selbiges in den angesprochenen Pudding aus Fantasy, Sci-Fi wirft und dann schnell ein wenig subtiles Spiel mit Metaebenen beginnt, in dem es das Pärchen erkennen lässt, dass es nur ein Element im Drehbuch eines anderen ist.
Was folgt, ist eine Story über zahlreiche Killer, die unsere, eigentlich stets äußerst unsympathisch daherkommenden, Antihelden verfolgen (hatte ich schon Tarantino erwähnt ..?), ein leider eher nur kurzes Zusammentreffen mit dem titelgebenden Engel Schneeflöckchen (was im Prinzip zu netten Bildern führt, welche aber nur wenig Konsequenzen für den übrigen Film haben) und ein Finale bei dem eklige (Neo-)Nazis ihr Fett wegbekommen (was nie eine schlechte Idee ist, man frage Indiana Jones ...)
Tatsächlich sind es gerade die Szenen mit den in einem dunklen Bunker hausenden Neonazis, die am besten Funktionieren, kommt hier doch noch am meisten eine düstere Atmosphäre auf, welche jedoch durch das Auftauchen eines Superheldencharakters namens Hyper Electro Man, dann auch schnell wieder mit dem Hintern eingerissen wird.
Was unterm Strich bleibt, ist ein Versuch, der ehrt, und ein oft ein wenig holperiger und zu lang geratener Film, der aber in großen Teilen durchaus zu unterhalten weiß, was auch an der erstaunlich gelungenen Fotografie liegen mag.
Wenn man zudem bedenkt, dass es sich hier um ein über Jahre hin realisiertes Langfilmdebüt handelt, kann man ohnehin aus Respekt über einige Schwächen hinwegsehen, und gespannt sein, was von seinen Machern in Zukunft wohl noch zu erwarten sein mag.
Man kann also dem Schneeflöckchen gerade in der kommenden, kalten Winterzeit ruhig mal eine Chance geben (und den Film dann vielleicht auch weit weniger kritisch sehen als ich) - das Mediabook von Capelight ist ohnehin wiedereinmal über allen Zweifel erhaben.
Meine Endnote: 6 von 10 Punkten