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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Mittwoch, 22. August 2012

Ich bin Dein Vater, Murat!

The Man Who Saves the World (Dünyayi kurtaran adam)
TR 1982
R.: Çetin Inanç
 
Worum geht's?:
Murat (Cüneyt Arkin) und Ali (Aytekin Akkaya) stürzen auf einem unwirtlichen Wüstenplaneten ab.
Hier herrscht der "Zauberer" (Hikmet Taşdemir), ein unsterblicher, bärtiger Weltraumdespot mit Nagelkappe auf der Rübe, der die ohnehin seit einem Atomkrieg zersprengte Menschheit endgültig vernichten will.
Ganz der Hobby-Sadist veranstaltet der Zauberer blutige Gladiatorenkämpfe und befehligt ganze Armeen an seltsamen Viechern. Da gibt es neben Mumien, Zombies und Zylonen auch komische Stoffmonster, mal mit, mal ohne Buckel, aber immer mit riesigen Klauen an den Pfoten.
Unterwegs verliebt sich der knallharte Murat in eine ihm natürlich sofort vollkommen verfallene (d. h.: ihn ständig debil angrinsende) Einheimische (Füsün Uçar), deren Vater die beiden später über zwei unglaubliche Reliquien aufklärt: ein blitzförmiges Schwert und ein goldenes Gehirn, in dem das Wissen von 1000 Jahren gespeichert ist.
In einer Höhle kann Murat auch tatsächlich beide Schätze trotz des Angriffs zweier goldener Ninja-Wachen bergen, jedoch wird sein dem Feind in die Hände gefallener Freund gerade einer Gehirnwäsche unterzogen und muss, bevor es endlich zum großen Finale kommen kann, nun erst mal bezwungen und aus dem Griff des Bösewichts befreit werden.
Obwohl sich der "böse" Ali nach seiner Tötung als eine Sinnestäuschung herausstellt, bleibt der aus den Klauen des Zauberers befreite "echte" Ali aufgrund seiner Arroganz schließlich doch noch auf der Strecke.
Kurzerhand schmilzt sein gramgebeugter Kumpel Murat das goldene Wunderschwert ein und taucht seine Griffel einfach mal in die blubbernde Masse.
Simsalabim - nun mit goldenen Panzerhandschuhen bewaffnet, tritt der Weltraumosmane gegen die Armeen des Tyrannen an und schlägt wohlwörtlich alles in Stücke, was sich ihm in den Weg stellt.
Und während die Jagdflieger des Zauberers die Erde angreifen, kommt es zum blutigen, letzten Showdown unter gleißenden Sonnen... 


Wie fand ich's?: Den besten Film bis dato zu benennen, fällt ebenso schwer, wie den schlechtesten aufzuzeigen. Einige Titel fallen jedoch in Diskussionen um den bisher absoluten cineastischen Tiefpunkt praktisch immer; z. B. Ed Woods legendärer Plan 9 from Outer Space (USA 1959).Wenn Kenner am Werk sind, wird auch gern der unvergesslich groteske Manos: The Hand of Fate (USA 1966 R.: Harold P. Warren) genannt, oder der ebenso unglaubliche Troll 2 (I 1990) von Claudio Fragrasso.
Mit Dünyayi kurtaran adam hat aber auch die Türkei einen starken Anwärter auf den Thron im Rennen um, ähm, Ruhm und Ehre.
Nicht nur, dass der Film hemmungslos Originalfilmmaterial aus Star Wars (USA 1977 R.: George Lucas dt.: Krieg der Sterne) und The Magic Sword (USA 1962 R.: Bert I. Gordon dt.: Ascalon, das Zauberschwert) klaut und diese in der Form von Rückprojektionen oder kurzen hineingeschnittenen Szenen als eigene verkauft (bei den Star Wars-Szenen musste man hier etwas "zaubern" - da das Original in Widescreen war, sah man sich gezwungen die Ränder des Bildes so abzudunkeln, dass dies im Vollbild nicht auffällt), auch der Soundtrack ist wiedermal komplett zusammengeklaubt.
So wird jede Actionszene kurzerhand mit John Williams Indiana Jones-Thema unterlegt, was aufgrund der unglaublichen Popularität dieses Stückes nicht nur bei Fans für Stirnrunzeln sorgen sollte.
Ebenso für Stirnrunzeln sorgt die legendäre Trainingssequenz, in der unsere beiden Helden in höchster Anspannung auf wehrlose Felsen einprügeln und sich kopfgroße Steine an die Waden binden, um damit froh gelaunt über die Berge zu joggen.
Das die Macher Star Wars zumindest gesehen haben müssen, beweist die abgekupferte Cantina-Szene, in der man auch neben originalem Star Wars-Material, die Kunst der türkischen Effekt-Crew bewundern kann.
Diese setzt ihren "Aliens" einfach simple Pappmascheemasken aus dem letzten Karneval auf, was dann auch genauso billig aussieht, wie es sich anhört und auch budgetmäßig sicher war.
Auch sollte man unbedingt die roten Plüschmonster erwähnen, die wie eine wild gewordene Kreuzung zwischen Samson und Elmo aus der Sesamstraße aussehen und im finalen Kampf um die Erde schon mal mit Tritten und Handkantenschlägen in zwei Hälften geteilt werden.
Sehenswert ist auch das sagenhafte Blitzschwert, welches offenkundig aus ca. zwei Centimeter dickem Sperrholz gefertigt wurde, bevor man es mit goldenem Autolack besprüht hat.
Trotz des extremen Trashgehalts muss ich persönlich allerdings bekennen, dass mir doch etwas der naive Charme gefehlt hat, der z. B. bei den Werken eines Ed Wood durchaus vorhanden ist.
Trotzdem: für Trashfans ein veritabler Kultfilm!


Fazit: Legendäres Trash-Kleinod aus der Türkei. Mit einem Döner (extrascharf) und Dosenbier durchaus gut goutierbar!

Punktewertung: ein absolut verdienter Punkt von zehn möglichen! Trashfanatiker addieren bitte ruhig recht großzügig weitere Punkte, mithin je nach Laune, Gutdünken oder Alkoholspiegel...