Egal ob Exploitation, Gialli, Horror oder Sci-Fi...
Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Samstag, 3. November 2012

Gib Gummi!

Rubber
F/AO 2010
R.: Quentin Dupieux

Worum geht's?: Robert ist ein Killerreifen mit telekinetischen Fähigkeiten. Denn, jedes Mal wenn Robert sich in seinem Dasein als herumstreunender Autoreifen gestört fühlt, lässt er einfach so Köpfe platzen, wie es ihm gefällt.
Auf seiner scheinbar ziellosen Tour durch eine amerikanische Wüstenlandschaft wird er von einer Gruppe mit Ferngläsern bewaffneten Leuten (darunter u. a. Movie-Veteran Wings Hauser) begafft, welche unter freiem Himmel campieren müssen für dieses Vergnügen scheinbar auch noch bezahlen.
Ein zwielichtiger Buchhalter (Jack Plotnick) versorgt das Grüppchen mit dem Nötigsten und als Robert sich in eine durchreisende Schönheit (Roxane Mesquida) verguckt, bekommt man sogar noch, was Neues für sein Geld geboten.
Bald sieht sich die Polizei unter der Leitung von Lt. Chad (Stephen Spinella) gezwungen in die Szenerie einzugreifen.
Doch kann man einen Reifen wirklich töten?
Und kann er wirklich lieben?
Welche Rolle spielen die Zuschauer, die natürlich ganz eigene Vorstellungen von einer guten Show haben?
Und ist alles am Ende tatsächlich nur reine Willkür?

Wie fand ich's?: Am Anfang des Films spricht Lt. Chad scheinbar direkt zum Zuschauer und hält eine kurze Rede über das für ihn auffälligste Element im modernen Film: reine Willkür.
Warum ist E. T. braun, warum ist dies ein Film über einen soziopathischen Gummireifen? Reine Willkür!
Bereits zum Beginn des Streifens macht Quentin Dupieux, der manchen vielleicht unter seinem Musikerpseudonym Mr. Oizo besser bekannt sein wird, klar, dass man das Folgende unter genau diesem Aspekt sehen sollte.
Rubber ist somit nicht (nur) kurzweiliger Trash mit etwas Splatter, der an Cronenbergs Scanners (CAN 1981) erinnert, nein, Rubber will sein Publikum auch zur Reflexion über seine eigenen Seherwartungen und Vorstellungen ermuntern.
Diese Metaebene wurde allerdings scheinbar nicht von jedermann begriffen und führte mitunter zu teilweise vollkommen unberechtigten Verrissen des mit 79 Minuten ohnehin recht kurz geratenen Trip ins Absurde.
Als Mr. Oizo verkaufte Dupieux zur Jahrtausendwende mehr als 3 Millionen Kopien seines Flat Beats, auch durch das knuffige Ding namens Flat Eric, der im Video auf einem Wienerwürstchen herumpafft.
Dupieux spielte schon länger in Interviews mit den Medien und gab zwischen den Zeilen unumwunden zu, dass er im Grunde schlicht ein findiger Dilettant sei, dessen Kompositionen eher auf Faulheit und Zufall basieren und natürlich steuerte Dupieux Alter Ego Mr. Oizo auch gleich Teile des Soundtracks bei.
Dilettantismus findet man in Rubber hingegen kaum, der kleine Film weiß auch durch schöne Bilder und gute Darsteller zu gefallen
Und so schafft es am Ende des Films ein wiedergeborener Reifen namens Robert sogar noch bis nach Hollywood, in die Zentrale des Filmmainstreams schlechthin, doch dem Zuschauer ist in dieser Szene eigentlich sofort klar, dass Robert nicht gekommen ist, um hier Karriere zu machen - er ist gekommen, um zu töten!

Fazit: Skurriler, selbstreflexiver Trash mit Arthouse-Desert-Splatter-Attitüde

Punktewertung: 7,25 von 10 Punkten