Egal ob Exploitation, Gialli, Horror oder Sci-Fi...
Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Montag, 16. März 2020

Rate mal, wer zum Essen stirbt

Quiz
NL 2012
R.: Dick Maas



Worum geht's?: Am Abend nach der Aufzeichnung seiner letzten Show wird der Quizmaster Leo (Barry Atsma) in einem Restaurant beim Warten auf seine Familie von einem Fremden (Pierre Bokma) angesprochen, der ein ganz eigenes, fieses Ratespiel mit dem Fernsehstar spielen möchte.
Der Spielort: Der Tisch beim Nobelitaliener, an dem man sich bereits befindet.
Die Spielregeln: Werden vom Fremden mit jovialer und scheinbar tödlicher Gelassenheit festgelegt.
Der Einsatz: Das Leben von Leos Frau und Kind.
So beginnt ein Spieleabend der etwas anderen Art, welcher für beide Teilnehmer so einige Überraschungen bereit hält.

***

Wie fand ich's?: Dick Maas (* 1951) ist vermutlich eine der sträflichst unterbewertetsten Personen des europäischen Genrefilms. Bekannt bei den einen für seine Flodder-Klamotten, ist er anderen vielleicht noch bekannt für seinen erstklassigen Thriller Amsterdamned (NL 1988 dt.: Verfluchtes Amsterdam), oder für seine Horrorfarce De Lift (NL 1983 dt.: Fahrstuhl des Grauens), der Maas selbst 2001 das (zugegeben eher misslungene) US-Remake Down hinterherschickte. Darüber hinaus hat sein Werk leider kaum hiesig viel Aufsehen erregt - weder sein abgefahrener Weihnachtshorror Sint (NL 2010 dt.: Saint), noch der nächtliche, mit US-Stars gepimpte Großstadtkrimi Do Not Disturb (NL/BRD 1999), und erst recht nicht der hierzulande nicht mal veröffentlichte, äußerst spannend geratene Psychothriller Quiz.
Dieser lässt Maas einmal mehr mit einfachen Mitteln einen absolut unterhaltsamen Film abliefern, der vielleicht das Rad nicht neu erfinden mag, sich aber für meine Begriffe wohltuend aus dem Gros der Veröffentlichungen der letzten Jahre abhebt.
Dabei ist Maas erneut absolut unprätentiös, man bekommt als Zuschauer stets dass, was man erwartet, inklusive einiger schöner twists and turns
Vielleicht ist es eben jene Einfachheit, welche ein zeitgenössisches, an laute, grelle CGI-Orgien gewöhntes Mainstreampublikum abstößt, vielleicht ist dies der Grund dass nahezu alle Werke Maas' wertungstechnisch auf Seiten wie IMDb, OFDb und Rotten Tomatoes im Mittelmaß (oder weit darunter) versanden. 
Quiz hat es jedenfalls in den acht Jahren nach seiner Veröffentlichung noch nicht einmal zu einem deutschen Release gebracht, was in diesem Fall auch daran liegen mag, dass man auf hierzulande fast gänzlich unbekannte Darsteller zurückgreift, lediglich Hauptdarsteller Barry Atsma werden einige aus der auf ARTE und im ZDF gelaufenen Erfolgsserie Bad Banks (BRD/LUX 2018) kennen. Jenem stiehlt jedoch in jeder Szene sein Gegenspieler Pierre Bokma als freundlich-diabolischer Psychopath die Schau, dieser könnte einem beim einmaligen Auftritt in einer Tatort-Folge von 1990 schon einmal begegnet sein, ich musste für mich allerdings außerdem feststellen, dass der Franzose Bokma auch eine Nebenrolle im von mir für gut befundenen, ebenfalls niederländischen, Thriller Schneider vs. Bax (NL 2015) innehatte, dessen von mir ebenso sehr verehrter Regisseur Alex van Warmerdam (vgl. Borgman) hierzulande wiederum das gleiche Schicksal wie sein Landsmann Maas teilt - das des ewigen Geheimtipps unter eingeweihten Filmfans. 
Maas bislang letztes Werk Prooi (NL 2015 dt.: Prey) findet dieser Tage dann allerdings doch noch nach einigen Jahren seinen Weg in deutsche Blu-ray-Player. Maas bietet hier eine höchst süffisante, kurzweilige Tierhorror-Comedy zur Schau, welche ordentlichen Splatter mit leider weniger gelungenen CGI-Effekten und einer etwas vorhersehbaren Story bietet. Somit ist Prooi sicher nicht ganz ohne Mängel, soll aber Freunden blutiger Monsterviehstreifen an dieser Stelle ans wilde Herz gelegt werden (meine Wertung: 7 von 10 möglichen bemähnte Menschenfressern).

***

Fazit: Ein weiterer gleichermaßen kleiner wie feiner Genrefilm aus der Werkstatt eines leider wenig beachteten Könners.

Wertung: 7,75 von 10 Punkten