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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Samstag, 23. Juni 2012

Segeltörn in den Schlaf

Blood Moon (Moon In Scorpio)
USA 1987
R.: Gary Graver

 
Worum geht's?: Ein Wahnsinniger sticht bei seiner Flucht aus der Anstalt zwei Personen nieder.
Zwei Wochen später: Linda (Britt Eckland) und Allan (John Phillip Law) verbringen ihre Flitterwochen auf einem Segelboot; sehr zu Lindas Unbehagen befinden sich während des geplanten Trips nach Acapulco auch zwei Ex-Vietnamkameraden (William Smith und Lewis Van Bergen) und deren Freundinnen (Jillian Kesner sowie April Wayne) an Bord.
Der unter einem schweren Kriegstrauma leidende Allan dreht schon auf der Hinfahrt ziemlich am Rad, die Freundinnen der Kameraden entpuppen sich als Nervtöter und eine von ihnen plappert ständig vom "Mond im Haus des Skorpions", was wohl keine gute Zeit für eine nette, ruhige Segelpartie bedeutet.
Als plötzlich ein Passagier nach dem anderen das Zeitliche segnet, wird auch dem Dümmsten klar, dass man die Flitterwochen besser in Disneyland hätte verbringen sollen...


Wie fand ich's?: Also die Cover der VHS-Veröffentlichungen sind hübsch - Geisterschiff mit Skorpionschatten, toll gemacht.
Doch kommen wir direkt zum Punkt: dies ist einer der schlechtesten Slasher, die je das Licht der Projektoren erblickt haben.
Regisseur Graver hat mit Orson Welles gedreht. Wer hat das andererseits nicht? Selbst Jess Franco kann das mit Fug und Recht behaupten.
Doch neben Kunst mit Welles holte Graver die Kamera auch mehrfach für Fred Olen Ray (der bei Moon In Scorpio als Co-Producer fungierte) raus und führte, oft unter dem Pseudonym Robert McCallum, bei mehr als hundert Pornofilmen Regie.
Wie man preisgünstig einen No-Budget-Movie stemmt, muss Graver also aus dem Eff-Eff beherrscht haben, doch wenn man sich Moon In Scorpio so anschaut, kann man ihm sämtliche anderen Fähigkeiten direkt absprechen.
Die dämliche 08/15-Story wird durch ständige Vor- und Rückblenden so unnötig kompliziert erzählt, dass man fast Kopfschmerzen bekommt. Eckland und Law spielen ihre Rollen auf Autopilot geschaltet, mehr als gequält gucken müssen beide eh' nicht. Allgemein herrscht hier die Ästhetik von miesen 80er-Jahre US-Hardcore-Videoproduktionen vor, inklusive dem unvermeidbaren Mikrofon im Bild.
Praktisch die gesamte und mit einer lächerlichen, schlecht ausgestatteten Vietnamkrieg-Rückblende unterfütterte Nebenhandlung vom Kriegstrauma der drei Kameraden, stellt sich am Schluss als völlig unnötige Finte heraus; warum man zudem seine Flitterwochen mit Leuten (die man zum Teil auch nicht ausstehen kann und ständig psychisch mit erlebten Kriegsgräueln verbindet) auf einem kleinen Segelschiff verbringen will, hat sich mir nicht erschlossen.
Auch wird schon zu Beginn des Filmes Britt Eckland als Final-Girl präsentiert, so das auch bei der Frage, wer zuletzt das Schiff lebend verlassen konnte, keine Spannung entstehen kann.
Auf der offiziellen Webseite (http://www.garygraver.com/) des 2006 verstorbenen Gary Graver, wird seine Karriere im Porn-Biz komplett verschwiegen, dafür spricht man bei Moon In Scorpio von einem Thriller mit übernatürlichen Motiven (auch ein Vampir wird erwähnt...) und davon, dass der Film vor seiner Direct-to-video-Auswertung mehrfach umgeschnitten wurde.
Inwieweit umschneidefreudige Produzenten am Wrack des Films schuldig sind, kann man heute nur mehr vermuten, ich mutmaße aber, dass dieser Film nie einen beissfreudigen Vampir enthielt und sich das Übernatürliche, auf den auf der Webseite ebenfalls beschriebenen, kommerziellen Erfolg dieser Stümperei bezieht.


Fazit: Es gibt schlechte Filme und es gibt schlechte Filme - dieser ist einfach nur grottenschlecht!

Punktewertung: 1,75 von 10 Punkten